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Warburg, Aby Moritz; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 26. Abhandlung): Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37732#0045
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Heidnisch-antike Weissagung in Wort und Bild zu Luthers Zeiten. 45
ja auch in der Vorrede ganz ausdrücklich die Unzulänglichkeit der
Sternwissenschaft betont, und, das sollte man denken, erst recht
wegen des Teufelchens, das er im Nacken trägt (Abb. 16). Eine
Nachricht, die Herberger83 zwar erst am Anfang des 17. Jahrhunderts
mitgeteilt hat, die aber offenbar auf gute Quellen, die er ausdrück-
lich nennt, zurückgeht, besagt etwas ganz anderes:
Von S. Martini vnd D. Martini Feinden.
S. Martino haben die bösen Geister viel schalckheit angeleget / wenn
sie jhm in mancherley form vnd gestalt sind erschienen. Vornemlich
hat er geklaget / daß Mercurius vnter dem hauffen der schlimmeste sey.
Jederman hat seine plage / wie es Christus selbst muß erfahren / Matth. 4.
Zur zeit kam S. Martino der Teufel entgegen / da er wolte sein Ampt
verrichten / vnd sprach: Alle Welt wird dir gram werden: Da antwortet
Martinus eben wie Ritter Gordius: Dominus mecum, non timebo mala,
ist Gott mit vns / wer wil wider vns: Also hat der Teufel auch D. Mar-
tino viel schalckheit durch seine Werckzeug angeleget /Vornemlich die
Mercurialischen geschwinden Köpffe vnd Sophisten haben jhn greulich
geplaget.
Hier muß ich etwas denckwirdiges erzehlen. Herr Johan Lichten-
berger hat geweissagt / es würde ein Münch kommen / der würde die
Religion scheuren vnd pantzerfegen / demselben Münch hat er einen
Teufel auff den nacken gemalt / nu macht sich Lutherus ein mal vber
Lichtenbergers Buch / vnd wil es verdeutschen / D. Iustus Ionas kömpt
dazu j vnd fragt was er vorhabe: D. Luther sagets. Da spricht D. Ionas:
Warumb wolt jhr jhn deutschen / ist er doch wider euch. Lutherus
fraget vrsach. D. Ionas sagt: Lichtenberger sagt / jhr habt den Teuffel /
nu habt jhr ja keinen Teuffel. Da lächelt der Herr Lutherus, vnnd
spricht: Ey Herr Doctor / sehet nur das Bild ein wenig besser an / wo
sitzt der Teuffel ? Er sitzt nicht dem Münche im hertzen / sondern auff
dem nacken / ey wie fein hat ers troffen / Jm hertzen da wohnet mein
HErr JESVS / da sol mir der Teufel nu vnnd nimmermehr hinein kom-
men / aber ich meyne er sitzt mir auff dem nacken / durch Bapst / Keyser
vnd grosse Potentaten / vnd alles was in der Welt wil klug seyn. Kan
er nicht mehr / so macht er mir im Kopff ein abschewlichs sausen. Wie
Gott wil / er mag mich eusserlich plagen / es ist / Gott lob vnnd danck /
nur ein außgestossener außgeworffener Teuffel / wie Christus redet / der
Fürst dieser Welt werde jetzt außgestoßen / loh. 12.
Diese wort hat D. Iusti Ionae Diener / welcher hernach ein be-
rühmbter Prediger worden / ad notam genommen vnd offt erzehlet. Es
ist war / der Teufel gehet herumb von aussen / 1. Pet. 5. Laß jhn
prüllen wie er wil / im hertzen gleubiger Christen hat er nichts zu schaffen/

83 Valerius Herberger, Gloria Lutheri (Leipzig 1612), S. 41 —45.
 
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