Bruno Liebich :
Brhatkathämanjari, gehörte also bereits der alten kashmirischen
Fassung der Brhatkathä an, deren Entstehung nach Felix Lacöte
zwischen 600 und 800 n. Ohr. zu setzen ist. 1
Daß auch damals das Kätantra kein junges Werk war, zeigt
uns der Tanjur, dessen Hauptmasse zwischen 700 und 1000 über-
setzt wurde, und in dem das Kätantra-System reich vertreten ist.
Wir finden dort (Liebich, Das Cändra-Vyäkarana, Nachr. d. Gott.
Ges. 1895 S. 276 fgg.) nicht nur das Kätantra- oder Kaläpa-Sütra
selbst, sondern auch die Kaläpasütra-Vrtti von Durgasiriiha, deren
tibetischer Übersetzer als Hilfsmittel seiner Übersetzung den gleich-
falls noch heut erhaltenen Superkommentar Trilocanadäsa’s Panjikä
nennt, ferner die Kaläpasütra-Vrtti Sisyahitä von Ugrabhüti, ein
gewaltiges im Original verlorenes Werk von über 300 Blättern
(das ganze Candra-Sütra umfaßt dort 35 Blätter), dessen Beispiele,
z. T. auch die Sütra’s in Sanskrit uud Tibetisch gegeben werden,
weiter einen Auszug aus diesem Werk, die Kaläpa-Laghuvrtti Si-
syahitä, ferner die Syädyanta-Prakriyä, einen Spezialtraktat über
Deklination nach dem Kätantra-System, das Kaläpa-Dhätusütra,
Kaläpa-Unädisütra und die Unädivrtti von Durgasiriiha. Für die
Entstehung dieser umfangreichen subsidiären Literatur muß ein
angemessener Zeitraum zugestanden werden.
Daß auch Candragomin (5. Jahrh.) bereits das Kätantra kannte,
ist wahrscheinlich, wenn auch zu einer direkten Erwähnung des-
selben für ihn kaum ein Anlaß vorlag; vgl. etwa Candra’s Ver-
wendung des Wortes para für Panini’s pratyaya 'Suffix’ C. I, 1,
17 fgg. mit Kät. III, 2, 1 pratyayah parah, desgleichen Candra’s
Verwendung von asaihkhya für Panini’s avyaya 'Indeklinabile" mit
D. zu Kät. II, 4, 4 avyayam asariikhyam. Auch in der etwas
summarischen Behandlung der Komposita (II, 2) scheint er sich
das Kätantra (II, 5) zum Vorbild genommen zu haben. Dieses
Kapitel gehört aber, wie wir sehen werden, schon zur ersten Er-
weiterung des ursprünglichen Kätantra-Sütra, Um so eher dürfen
wir annehmen, daß Candra auch mit seiner Einleitungsstrophe, in
der er betont, daß seine Grammatik zwar leicht und klar, aber
doch vollständig (laghuvispastasariipürnam) sei, eben auf das
Kätantra zielte. Er wmllte also wohl mit seinem Werk der Gefahr
der Oberflächlichkeit, die der Wissenschaft durch die Verbreitung
eines solchen Auszuges immerhin drohte, entgegemvirken.
1 Eesai sur Gunglhya et ]a Brhatkathä, 1908, p. 144.
Brhatkathämanjari, gehörte also bereits der alten kashmirischen
Fassung der Brhatkathä an, deren Entstehung nach Felix Lacöte
zwischen 600 und 800 n. Ohr. zu setzen ist. 1
Daß auch damals das Kätantra kein junges Werk war, zeigt
uns der Tanjur, dessen Hauptmasse zwischen 700 und 1000 über-
setzt wurde, und in dem das Kätantra-System reich vertreten ist.
Wir finden dort (Liebich, Das Cändra-Vyäkarana, Nachr. d. Gott.
Ges. 1895 S. 276 fgg.) nicht nur das Kätantra- oder Kaläpa-Sütra
selbst, sondern auch die Kaläpasütra-Vrtti von Durgasiriiha, deren
tibetischer Übersetzer als Hilfsmittel seiner Übersetzung den gleich-
falls noch heut erhaltenen Superkommentar Trilocanadäsa’s Panjikä
nennt, ferner die Kaläpasütra-Vrtti Sisyahitä von Ugrabhüti, ein
gewaltiges im Original verlorenes Werk von über 300 Blättern
(das ganze Candra-Sütra umfaßt dort 35 Blätter), dessen Beispiele,
z. T. auch die Sütra’s in Sanskrit uud Tibetisch gegeben werden,
weiter einen Auszug aus diesem Werk, die Kaläpa-Laghuvrtti Si-
syahitä, ferner die Syädyanta-Prakriyä, einen Spezialtraktat über
Deklination nach dem Kätantra-System, das Kaläpa-Dhätusütra,
Kaläpa-Unädisütra und die Unädivrtti von Durgasiriiha. Für die
Entstehung dieser umfangreichen subsidiären Literatur muß ein
angemessener Zeitraum zugestanden werden.
Daß auch Candragomin (5. Jahrh.) bereits das Kätantra kannte,
ist wahrscheinlich, wenn auch zu einer direkten Erwähnung des-
selben für ihn kaum ein Anlaß vorlag; vgl. etwa Candra’s Ver-
wendung des Wortes para für Panini’s pratyaya 'Suffix’ C. I, 1,
17 fgg. mit Kät. III, 2, 1 pratyayah parah, desgleichen Candra’s
Verwendung von asaihkhya für Panini’s avyaya 'Indeklinabile" mit
D. zu Kät. II, 4, 4 avyayam asariikhyam. Auch in der etwas
summarischen Behandlung der Komposita (II, 2) scheint er sich
das Kätantra (II, 5) zum Vorbild genommen zu haben. Dieses
Kapitel gehört aber, wie wir sehen werden, schon zur ersten Er-
weiterung des ursprünglichen Kätantra-Sütra, Um so eher dürfen
wir annehmen, daß Candra auch mit seiner Einleitungsstrophe, in
der er betont, daß seine Grammatik zwar leicht und klar, aber
doch vollständig (laghuvispastasariipürnam) sei, eben auf das
Kätantra zielte. Er wmllte also wohl mit seinem Werk der Gefahr
der Oberflächlichkeit, die der Wissenschaft durch die Verbreitung
eines solchen Auszuges immerhin drohte, entgegemvirken.
1 Eesai sur Gunglhya et ]a Brhatkathä, 1908, p. 144.