Metadaten

Liebich, Bruno [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 4. Abhandlung): Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft,1: Das Kātantra — Heidelberg, 1919

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37681#0005
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft. I.

J. Hertel hat nachgewiesen (Tanträkhyäyika I S. 19/20), daß
das Pancatantra, dessen Entstehung er jetzt um 300 n. Chr. setzt,
den doppelten Zweck verfolgte, die indischen Prinzen auf leichte
Weise mit den Grundlehren der Politik und zugleich mit muster-
gültigem Sanskrit bekannt zu machen. Beide Werke, Kätantra
und Pancatantra, sind anscheinend in dem gleichen Milieu und
aus einem ähnlichen Bedürfnis entstanden. In beiden Fällen wird
betont, daß der übliche zwölfjährige grammatische Lehrgang für
einen Prinzen zu anstrengend und zeitraubend sei. Aber während
Gunädhya nach der Brhatkathä sich anheischig macht, diesen
Zeitraum auf die Hälfte zu reduzieren, schlägt Sarvavarman bei
weitem diesen Rekord mit seinen sechs Monaten, und Visnusar-
man, der Verfasser des Pancatantra, übertrumpft selbst diese
Leistung, indem er im gleichen Zeitraum nicht nur die nötigen
Sprachkenntnisse, sondern zugleich den für den künftigen Regen-
ten wichtigsten Lehrgegenstand, das Nitisästra, in seinen Grund-
lehren zu übermitteln verheißt. Dies weist darauf hin, daß das
Kätantra von beiden AVerken das ältere ist.
Somit kommen wir durch unabhängige Argumente auf die
gleiche Zeit, die auch die Einleitung der Brhatkathä dem Werke
zuweist, die der Sätavähana- oder Andhra-Dynastie, die von etwa
200 vor bis 200 n. Chr. in Pratisthäna (heut Paithan) an der
Godävarl im Dekhan residierte, und dürfen annehmen, daß auch
Hiuen-Tsang unsre Grammatik im Auge hat, wenn er von Pa-
nini’s Grammatik berichtet, daß sie neuerdings von einem Brah-
manen des Südens auf Bitten eines Königs von Südindien auf
den Umfang von 2500 Sloka’s verkürzt worden sei. 'Dieses AVerk’,
heißt es weiter, 'ist weit verbreitet und wird in allen Grenzländern
gebraucht, but the well-read scholars of India do not follow it
as their guide in practice3. Daß das Kätantra in stofflicher Hin-
sicht wirklich nichts weiter als ein verkürzter Panini ist, daß also
Hiuen-Tsangs Angabe insofern auf dieses Werk zutrifft, wird der
Kenner Panini’s auf Schritt und Tritt bemerken; vgl. auch Böhtlingk
a. a. O. S. 659. Ich bin in dem ganzen übersetzten Abschnitt auf
eine einzige Stelle gestoßen, wo Sarvavarman eine andere Quelle
neben Panini benützt zu haben scheint, was den Sprachstoff be-
trifft (mit den technischen Ausdrücken verhält es sich ja anders),
nämlich IV, 4, 10, wo Durgasiiiiha bemerkt: ädyavyäkaranamatam
etat. Leider gibt Eggeling zu dieser Stelle keine Koten aus den
Superkommentaren, so daß sich nicht erkennen läßt, was D. mit
dem ädya-vyäkarana meint.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften