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Liebich, Bruno [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 4. Abhandlung): Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft,1: Das Kātantra — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37681#0011
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Zur Einführung in die indische einheimische Sprachwissenschaft. I. 11
Vyäkarana S. 6 = 277), so war es wohl überflüssig, hier noch
einmal die Aindra-Grammatik zu bemühen, diese indische See-
schlange, die man durch Kielhorn endgültig erlegt glauben durfte.1
Wir können also mit hinreichender Sicherheit annehmen, daß
das zweite Buch bei Sarvavarman nur vier Päda zählte, daß er
also Komposition und sekundäre Stammbildung für eine Elementar-
grammatik für ebenso entbehrlich hielt als die primäre Stamm-
bildung (Buch IV). Vielleicht rührt auch das dritte Kapitel des
ersten Buches, das von den Pragrhya’s handelt und nur vier Sütra
zählt, nicht von S. selbst her. Alsdann bestünde jedes der beiden
ersten Bücher aus den normalen vier Päda, und es liegt dann
nahe, weiter zu vermuten, daß die acht Kapitel von Durgasiriiha’s
drittem Buch ursprünglich als Buch drei und vier zählten, und
daß man sie erst nach Anfügung des Krt-Buches in ein Buch
zusammenzog, um die für das Kätantra bereits feststehende Zahl
von vier Büchern (halb soviel als Panini) nicht zu überschreiten.
Diese Vermutung erhält eine Stütze dadurch, daß die ersten vier
Kapitel des dritten Buches sich als besonderer Text (Nö. 3614)
im Tanjur übersetzt finden.
Daß Vararuci Kätjüüyaua als Verfasser des vierten Buches
des Kätantra nicht mit dem Värttikakära identisch sein kann,
braucht kaum betont zu werden, und ist auch, wie aus Hariräma’s
obiger Bemerkung ersichtlich, in Indien selbst nicht unbemerkt
geblieben. Doch ist im übrigen das Verhältnis zwischen beiden
noch durchaus nicht klar. In alten Quellen einschließlich des
Bhäsya wird, soviel ich sehe, der Värttikakära immer nur Kätyä-
yana oder Bhagavän Kätyah, nicht Vararuci genannt; die bis
jetzt älteste Quelle für den zweiten Namen als Grammatiker
ist der Sütra-Alamkära des AWaghosa. Hingegen muß es, wie
aus Durgasimha’s Sloka ersichtlich, zwischen Sarvavarman und
diesem selbst einen Sanskritgrammatiker Vararuci gegeben haben,
1 Bruchstück einer Sanskrit-Grammatik aus Chinesisch-Turkestan (SB der
Berliner Akad. 1907 S. 490/91, 1908 S. 188). Der zweite Punkt, auf den Sieg
großes Gewicht legt, um zu beweisen, daß er es nicht mit dem Kätantra zu
tun habe, ist die Aufführung der Personalendungen in III, 1. Hätte er sich
die Mühe genommen, das Kätantra wirklich zu verstehen, so würde er erkannt
haben, daß in der bloßen Sütra-Fassung, wie sie in seinem Fragment vorliegt,
diese Aufzählung gar nicht entbehrt werden kann. Vermutlich hätte
auch Eggeling in der Ausgabe besser getan, die Ziffern der Sütrazählung von
III, 1, 24—81 hinter diese Reihen zu setzen und sie dadurch dem Sütra selbst

zuzuweisen.
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