Studien über Rudolf von Ems.
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Vermögen, Geld, Zinsen, s. zu den oben angegebenen Stellen noch
2649—2663. 3010f. 3304f. 3568ff. u. ö., dazu die üblichen Be-
schenkungen der Dienenden und Fahrenden.
Die realistischen Bestandteile der Erzählung, die in den
höfischen, aus heroischen und höfischen Partien bestehenden
Epenstil eingeschaltet sind, behandeln einmal historische Vor-
gänge, wie sie oben angedeutet sind, und dann Bilder aus dem
gewöhnlichen Leben, aus der Umwelt, wie z. B. Kindergespräch
und Kinderspiel 3817 ff. 3918 ff.; Verkehr zwischen König und
Königin 9008 ff.; Beschreibung des Sterbens der Amelie 1938ff.;
Ohnmacht derselben 9638ff.; Besuch der Königin bei dem kranken
Willehalm 4798 ff.; der Arzt und der Kranke 5049 ff.; die Bürger
strömen zu dem Schauspiel eines ritterlichen Einzugs zusammen
3845 ff.; die unhöfischen Gesellen 9804ff. Die Umgangsformen,
Anredeweisen* 1, Titulierungen sind nicht nach der feinen Hofsitte
stilisiert, z. B. 780ff. 1438ff. 2372ff. 31.13ff. 3565ff. 5263ff.
Mit solchen Bezügen aus der umgebenden Gegenwart entfernt sich
der Willehalm von der höfischen Idealwelt und steht den idea-
listisch stilisierten Phantasieromanen als historisch-realistischer
Bitterroman gegenüber.
Aber der Sinn für das Gegenwärtige und Gegenständliche
kommt nicht erst im Willehalm zum Ausdruck, sondern er gibt
ebenso schon dem g. Gerhard die innere Form. Er ist also eine
ursprüngliche Veranlagung Rudolfs2.
licher Bedeutung nicht immer zu machen. Oft wird dabei die Messe oder die
Tageszeit erwähnt.
1 Über den Unterschied von Gotfrids und Hartmanns Anredeweise
s. Herold, QF 114, 63ff.
2 Hierin hat er eine gewisse Verwandtschaft mit Wolfram. Über die
Tageszeitengaben bei Wolfram s. oben. Auch Motive mit „essen“, „Messe“
finden sich bei Wolfram, s. oben. Aber ganz auffallend stimmt der
Willehalm in solchen realistischen, formelhaften oder stofflichen Motiven mit
Philipps von Remi Jehan et Blonde überein. Auch hier spielt das Essen eine
große Rolle, hier auch ist die Erwähnung der Tageszeiten, die chronologisch
zahlenmäßige Bestimmung der Begebenheiten, die Wichtigkeit, die dem Gelde
und dem Kostenpunkte beigemessen wird, stehendes Beiwerk. Der franzö-
sische Roman ist ein durchaus realistisches mit scharfer Beobachtungsgabe
gezeichnetes Lebensbild. Für die Stilgeschichte ist er sehr interessant. Der
einfache Realismus wird stellenweise gesteigert zum bewußten Naturalismus
wie da, wo der englische Graf das Französische radebrecht. Die stilistischen
Übereinstimmungen zwischen dem Willehalm und dem französischen Gedicht
des Philipp von Remi sind derart, daß man dieses als die unmittelbare Quelle
Rudolfs annehmen möchte. Da es aber nach Annahme der Gelehrten später
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Vermögen, Geld, Zinsen, s. zu den oben angegebenen Stellen noch
2649—2663. 3010f. 3304f. 3568ff. u. ö., dazu die üblichen Be-
schenkungen der Dienenden und Fahrenden.
Die realistischen Bestandteile der Erzählung, die in den
höfischen, aus heroischen und höfischen Partien bestehenden
Epenstil eingeschaltet sind, behandeln einmal historische Vor-
gänge, wie sie oben angedeutet sind, und dann Bilder aus dem
gewöhnlichen Leben, aus der Umwelt, wie z. B. Kindergespräch
und Kinderspiel 3817 ff. 3918 ff.; Verkehr zwischen König und
Königin 9008 ff.; Beschreibung des Sterbens der Amelie 1938ff.;
Ohnmacht derselben 9638ff.; Besuch der Königin bei dem kranken
Willehalm 4798 ff.; der Arzt und der Kranke 5049 ff.; die Bürger
strömen zu dem Schauspiel eines ritterlichen Einzugs zusammen
3845 ff.; die unhöfischen Gesellen 9804ff. Die Umgangsformen,
Anredeweisen* 1, Titulierungen sind nicht nach der feinen Hofsitte
stilisiert, z. B. 780ff. 1438ff. 2372ff. 31.13ff. 3565ff. 5263ff.
Mit solchen Bezügen aus der umgebenden Gegenwart entfernt sich
der Willehalm von der höfischen Idealwelt und steht den idea-
listisch stilisierten Phantasieromanen als historisch-realistischer
Bitterroman gegenüber.
Aber der Sinn für das Gegenwärtige und Gegenständliche
kommt nicht erst im Willehalm zum Ausdruck, sondern er gibt
ebenso schon dem g. Gerhard die innere Form. Er ist also eine
ursprüngliche Veranlagung Rudolfs2.
licher Bedeutung nicht immer zu machen. Oft wird dabei die Messe oder die
Tageszeit erwähnt.
1 Über den Unterschied von Gotfrids und Hartmanns Anredeweise
s. Herold, QF 114, 63ff.
2 Hierin hat er eine gewisse Verwandtschaft mit Wolfram. Über die
Tageszeitengaben bei Wolfram s. oben. Auch Motive mit „essen“, „Messe“
finden sich bei Wolfram, s. oben. Aber ganz auffallend stimmt der
Willehalm in solchen realistischen, formelhaften oder stofflichen Motiven mit
Philipps von Remi Jehan et Blonde überein. Auch hier spielt das Essen eine
große Rolle, hier auch ist die Erwähnung der Tageszeiten, die chronologisch
zahlenmäßige Bestimmung der Begebenheiten, die Wichtigkeit, die dem Gelde
und dem Kostenpunkte beigemessen wird, stehendes Beiwerk. Der franzö-
sische Roman ist ein durchaus realistisches mit scharfer Beobachtungsgabe
gezeichnetes Lebensbild. Für die Stilgeschichte ist er sehr interessant. Der
einfache Realismus wird stellenweise gesteigert zum bewußten Naturalismus
wie da, wo der englische Graf das Französische radebrecht. Die stilistischen
Übereinstimmungen zwischen dem Willehalm und dem französischen Gedicht
des Philipp von Remi sind derart, daß man dieses als die unmittelbare Quelle
Rudolfs annehmen möchte. Da es aber nach Annahme der Gelehrten später