Vom göttlichen Wohlgeruch.
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steigenden Dufte des Opfers1 der Verstorbene zu den Göttern sich
erhebt. Unzertrennlich ist hier das Duftsymbol mit dem Leben
und Wesen der Götter und Toten verknüpft. In dem Wohlgeruch
des von Menschen gespendeten Weihrauchs vereinen sich Gottheit
und König.
So ist der Weihrauchduft im besonderen Sinne Symbol der
Götterwelt. Das gibt dann zu mancherlei Ausdeutungen Anlaß.
Es heißt: der Weihrauchduft komme aus der Gottheit selbst;
so in einem Gebet der Osirismysterien, das zum Räuchern ge-
sprochen werden soll2:
„Pharao kommt zu Dir, o Osiris; er bringt Dir das Horusauge
als Weihrauch, und beräuchert dich mit dem, was aus Dir her-
vor geht.“
Der Geruch des Weihrauchs kann auch die Stelle des Gottes
selbst vertreten; so lautet es in einem andern Gebete der gleichen
Mysterien3:
„Erwacht in Frieden, ihr Götter, Versammlung um den
Osiris; ..... Legt eure Hände auf den herrlichen Duft, der aus
dem Horizonte kommt. Sein Geruch kommt zu Euch, der Geruch
des Horusauges.“
Oder noch deutlicher4: „Erwache in Frieden, der Weihrauch
erwacht in Frieden“.
So bestehen denn ursprüngliche Zusammenhänge zwischen
Weihrauchopfer und Weihrauchduft der Götter. Das ist ein
weiteres kennzeichnendes Merkmal des ägyptischen Duftsymbols5.
1 Das ruht auf dem allgemeineren, auch in anderen Religionen bezeugten
Gedanken, daß in Menschengestalt erschienene Götter im Rauch des Opfers
gen Himmel fahren. Für das Alte Testament s. Rieht. 13, 16; für Griechen-
land vgl. Herakles Feuertod. Für Indien, vgl. Hillebrandt, Ritualliturgie,
S. 88; danach GoethSs „Der Gott und die Bajadere.“
2 Roeder, a. a. O. S. 44.
3 Ebenda S. 42.
4 Ebenda S. 3.
5 In Griechenland begegnet der Weihrauchduft, so verbreitet auch das
Weihrauchopfer war, außer im Dionysoskult nie als Symbol der Götter.
Über seine Verbindung mit der Vorstellung vom Sonnengarten bei Pindar,
s. oben S. 9. Sonst findet sich der Geruch des Weihrauchs nur noch als
göttliches Liebeszaubermittel; vgl. S. Eitrem, Opferritus und Voropfer, 1915,
S. 224 f.
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steigenden Dufte des Opfers1 der Verstorbene zu den Göttern sich
erhebt. Unzertrennlich ist hier das Duftsymbol mit dem Leben
und Wesen der Götter und Toten verknüpft. In dem Wohlgeruch
des von Menschen gespendeten Weihrauchs vereinen sich Gottheit
und König.
So ist der Weihrauchduft im besonderen Sinne Symbol der
Götterwelt. Das gibt dann zu mancherlei Ausdeutungen Anlaß.
Es heißt: der Weihrauchduft komme aus der Gottheit selbst;
so in einem Gebet der Osirismysterien, das zum Räuchern ge-
sprochen werden soll2:
„Pharao kommt zu Dir, o Osiris; er bringt Dir das Horusauge
als Weihrauch, und beräuchert dich mit dem, was aus Dir her-
vor geht.“
Der Geruch des Weihrauchs kann auch die Stelle des Gottes
selbst vertreten; so lautet es in einem andern Gebete der gleichen
Mysterien3:
„Erwacht in Frieden, ihr Götter, Versammlung um den
Osiris; ..... Legt eure Hände auf den herrlichen Duft, der aus
dem Horizonte kommt. Sein Geruch kommt zu Euch, der Geruch
des Horusauges.“
Oder noch deutlicher4: „Erwache in Frieden, der Weihrauch
erwacht in Frieden“.
So bestehen denn ursprüngliche Zusammenhänge zwischen
Weihrauchopfer und Weihrauchduft der Götter. Das ist ein
weiteres kennzeichnendes Merkmal des ägyptischen Duftsymbols5.
1 Das ruht auf dem allgemeineren, auch in anderen Religionen bezeugten
Gedanken, daß in Menschengestalt erschienene Götter im Rauch des Opfers
gen Himmel fahren. Für das Alte Testament s. Rieht. 13, 16; für Griechen-
land vgl. Herakles Feuertod. Für Indien, vgl. Hillebrandt, Ritualliturgie,
S. 88; danach GoethSs „Der Gott und die Bajadere.“
2 Roeder, a. a. O. S. 44.
3 Ebenda S. 42.
4 Ebenda S. 3.
5 In Griechenland begegnet der Weihrauchduft, so verbreitet auch das
Weihrauchopfer war, außer im Dionysoskult nie als Symbol der Götter.
Über seine Verbindung mit der Vorstellung vom Sonnengarten bei Pindar,
s. oben S. 9. Sonst findet sich der Geruch des Weihrauchs nur noch als
göttliches Liebeszaubermittel; vgl. S. Eitrem, Opferritus und Voropfer, 1915,
S. 224 f.