Vom göttlichen Wohlgeruch.
27
einen jeden vom andern verschieden . . . Der siebente Berg . . .
überragte einem Thronsitz ähnlich alle an Höhe; es bedecken ihn
wohlriechende Bäume. Unter ihnen befand sich ein Baum, wie
ich noch niemals einen gerochen hatte. Weder einer von ihnen
noch andere [Bäume] waren ihm gleich. Er verbreitete mehr Duft
als alle Wohlgerüche; seine Blätter und Blüten und sein Holz
welken nimmer, seine Früchte aber [sind] wie die Trauben der
Palme. Da sprach ich: „Wie schön ist dieser Baum und [wie]
wohlriechend und lieblich seine Blätter und [wie] sehr ergötzlich
seine Blüten für den Anblick!“ Darauf antwortete mir Michael,
einer von den heiligen und geehrten Engeln, der bei mir war, ihr
Führer, . . . indem er sprach: „Dieser hohe Berg, den Du gesehen
hast, dessen Gipfel dem Throne Gottes gleicht, ist sein Thron,
wo der große Heilige, der Herr der Herrlichkeit, der König der Welt,
sitzen wird, wenn er herabkommt, um die Erde mit Gutem heim-
zusuchen. Diesen wohlriechenden Baum hat kein Fleisch der Welt
die Macht anzurühren, bis zu dem großen Gericht, an welchem er
an allen Rache nimmt, und die Vollendung für immer stattfindet.
Dann wird er den Gerechten und Demütigen übergeben werden . . .
Dann werden sie sich überaus freuen, und fröhlich sein und in das
Heiligtum eingehen, indem sein Duft ihre Gebeine erfüllt“1.
Das Duftsymbol war aber nicht nur in der Gesamtvorstellung
von dem Paradies als einer göttlichen Stätte mit duftenden Bäumen
lebendig, sondern es ist auch im Judentum innig auf die Gottheit
bezogen. In dem Leben Adam und Evas heißt es, als Gott und
seine Engel das Paradies betreten (38)2: „Da bewegten sich alle
Blätter des Paradieses, so daß alle Menschen, von Adam geboren,
vom Wohlgeruch einschlummerte'n.“ Und noch deutlicher wird
einmal von der Zeit berichtet, da Gott den Messias offenbaren
wird (Bar. 29, 7ff.)3: „An jedem Tage sollen sie [die Menschen]
Wunder schauen; denn Winde werden von mir ausgehen, um Morgen
für Morgen den Duft der aromatischen Früchte mit sich zu führen.“
Hier ist wieder der aromatische Geruch, den Gottes Winde
über die Erde tragen, ein Zeichen haldiger göttlicher Epiphanie
1 Vgl. ferner noch Hen. 32, 3f., slav. Hen. 8,2; vit. Ad. et. Ev. 29;
4. Esr. 6, 44.
2 Bei Kautzsch, a. a. O. S. 526.
3 Bei Kautzsch, a. a. O. S. 423.
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einen jeden vom andern verschieden . . . Der siebente Berg . . .
überragte einem Thronsitz ähnlich alle an Höhe; es bedecken ihn
wohlriechende Bäume. Unter ihnen befand sich ein Baum, wie
ich noch niemals einen gerochen hatte. Weder einer von ihnen
noch andere [Bäume] waren ihm gleich. Er verbreitete mehr Duft
als alle Wohlgerüche; seine Blätter und Blüten und sein Holz
welken nimmer, seine Früchte aber [sind] wie die Trauben der
Palme. Da sprach ich: „Wie schön ist dieser Baum und [wie]
wohlriechend und lieblich seine Blätter und [wie] sehr ergötzlich
seine Blüten für den Anblick!“ Darauf antwortete mir Michael,
einer von den heiligen und geehrten Engeln, der bei mir war, ihr
Führer, . . . indem er sprach: „Dieser hohe Berg, den Du gesehen
hast, dessen Gipfel dem Throne Gottes gleicht, ist sein Thron,
wo der große Heilige, der Herr der Herrlichkeit, der König der Welt,
sitzen wird, wenn er herabkommt, um die Erde mit Gutem heim-
zusuchen. Diesen wohlriechenden Baum hat kein Fleisch der Welt
die Macht anzurühren, bis zu dem großen Gericht, an welchem er
an allen Rache nimmt, und die Vollendung für immer stattfindet.
Dann wird er den Gerechten und Demütigen übergeben werden . . .
Dann werden sie sich überaus freuen, und fröhlich sein und in das
Heiligtum eingehen, indem sein Duft ihre Gebeine erfüllt“1.
Das Duftsymbol war aber nicht nur in der Gesamtvorstellung
von dem Paradies als einer göttlichen Stätte mit duftenden Bäumen
lebendig, sondern es ist auch im Judentum innig auf die Gottheit
bezogen. In dem Leben Adam und Evas heißt es, als Gott und
seine Engel das Paradies betreten (38)2: „Da bewegten sich alle
Blätter des Paradieses, so daß alle Menschen, von Adam geboren,
vom Wohlgeruch einschlummerte'n.“ Und noch deutlicher wird
einmal von der Zeit berichtet, da Gott den Messias offenbaren
wird (Bar. 29, 7ff.)3: „An jedem Tage sollen sie [die Menschen]
Wunder schauen; denn Winde werden von mir ausgehen, um Morgen
für Morgen den Duft der aromatischen Früchte mit sich zu führen.“
Hier ist wieder der aromatische Geruch, den Gottes Winde
über die Erde tragen, ein Zeichen haldiger göttlicher Epiphanie
1 Vgl. ferner noch Hen. 32, 3f., slav. Hen. 8,2; vit. Ad. et. Ev. 29;
4. Esr. 6, 44.
2 Bei Kautzsch, a. a. O. S. 526.
3 Bei Kautzsch, a. a. O. S. 423.