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Hermann Ammann:
die besondere Sphäre der betreffenden Vorstellung hineinführt, so-
daß wir die durch das Verbum gegebene „ Lebens“äußerung oder
Auswirkung nun „von innen heraus“ mitleben. Dieses Mitleben
von innen heraus, dieses Sich-Hineinversetzen in die Dinge ist ein so
wesentlicher Zug unseres Verhaltens der Außenwelt gegenüber, daß
wir, trotz aller bewußten Abkehr von aller Vermenschlichung und
Beseelung der Dingwelt, eben doch unbewußt immer wieder in ihn
verfallen. Daß wir den Dingen einen Ausdruck, eine Miene, eine
Geste beilegen, daß diese Tannzweige in der Vase vor mir sich
mir wie ausgestreckte Hände entgegenbreiten, daß diese schön-
geformle Lampe einen sinnenden, dieser Krug einen behäbigen,
dieser Briefbeschwerer mit seinen Glasblumen einen fröhlichen und
festlichen Ausdruck hat’— das alles ist nur möglich, weil ich mit
ihnen und in ihnen lebe, weil ihr besonderer Lebensgehalt, wie er
sich in diesen Ausdruckswerten verkörpert, auf mich überströmt.
Dieses Hineinziehen in die besondere Lebenssphäre der handelnden
Person oder des als handelnd, lebend, sich auswirkend gedachten
Gegenstandes ist nun, wie gezeigt, in dem von uns herausgehobenen
Satztypus die Aufgabe des Subjektswortes. Ist sie geleistet, haben
wir uns im Geist in die Sphäre des Subjekts versetzt, so erleben
wir sein Handeln und . Wirken gleichsam mithandelnd und mit-
wirkend.
Im lebensmäßigen (anthropomorphen) Gestalten der Gescheh-
nisse um uns fällt also, gerade wie in der Erzählung von Hand-
lungen lebender Personen, dem Subjekt die Rolle zu, uns in die
Lebenssphäre des handelnd oder wirkend gedachten Stückes der
Außenwelt hineinzuversetzen, um von hier aus in die besondere
Lebensäußerung miteinzutreten. Hierin liegt also die Berührung
der dynamischen Subjektsfunklion mit den Zwecken der Erlebnis-
gestaltung, die wir der praktisch gerichteten Mitteilung sach-
licher Inhalte entgegensetzen. Am vollkommensten erfüllt sich die
hier gekennzeichnete Leistung des Subjekts wieder in der Folge
Subjekt — Prädikat, ohne indessen unlösbar an sie gebunden
zu sein.
Wenn in vielen modernen Sprachen die Stellung des Subjekts
vor dem Verbum sich in dem Maße als Regel durchgesetzt hat,
daß diese Stellung das Subjekt geradezu als solches charakterisiert,
so hängt dies gewiß mit der, in den allgemeinsten Verhältnissen
der sprachlichen Äußerung wurzelnden Nötigung zusammen, vom
Thema zur Aussage, vom Handelnden zur Handlung fortzuschreiten.
Hermann Ammann:
die besondere Sphäre der betreffenden Vorstellung hineinführt, so-
daß wir die durch das Verbum gegebene „ Lebens“äußerung oder
Auswirkung nun „von innen heraus“ mitleben. Dieses Mitleben
von innen heraus, dieses Sich-Hineinversetzen in die Dinge ist ein so
wesentlicher Zug unseres Verhaltens der Außenwelt gegenüber, daß
wir, trotz aller bewußten Abkehr von aller Vermenschlichung und
Beseelung der Dingwelt, eben doch unbewußt immer wieder in ihn
verfallen. Daß wir den Dingen einen Ausdruck, eine Miene, eine
Geste beilegen, daß diese Tannzweige in der Vase vor mir sich
mir wie ausgestreckte Hände entgegenbreiten, daß diese schön-
geformle Lampe einen sinnenden, dieser Krug einen behäbigen,
dieser Briefbeschwerer mit seinen Glasblumen einen fröhlichen und
festlichen Ausdruck hat’— das alles ist nur möglich, weil ich mit
ihnen und in ihnen lebe, weil ihr besonderer Lebensgehalt, wie er
sich in diesen Ausdruckswerten verkörpert, auf mich überströmt.
Dieses Hineinziehen in die besondere Lebenssphäre der handelnden
Person oder des als handelnd, lebend, sich auswirkend gedachten
Gegenstandes ist nun, wie gezeigt, in dem von uns herausgehobenen
Satztypus die Aufgabe des Subjektswortes. Ist sie geleistet, haben
wir uns im Geist in die Sphäre des Subjekts versetzt, so erleben
wir sein Handeln und . Wirken gleichsam mithandelnd und mit-
wirkend.
Im lebensmäßigen (anthropomorphen) Gestalten der Gescheh-
nisse um uns fällt also, gerade wie in der Erzählung von Hand-
lungen lebender Personen, dem Subjekt die Rolle zu, uns in die
Lebenssphäre des handelnd oder wirkend gedachten Stückes der
Außenwelt hineinzuversetzen, um von hier aus in die besondere
Lebensäußerung miteinzutreten. Hierin liegt also die Berührung
der dynamischen Subjektsfunklion mit den Zwecken der Erlebnis-
gestaltung, die wir der praktisch gerichteten Mitteilung sach-
licher Inhalte entgegensetzen. Am vollkommensten erfüllt sich die
hier gekennzeichnete Leistung des Subjekts wieder in der Folge
Subjekt — Prädikat, ohne indessen unlösbar an sie gebunden
zu sein.
Wenn in vielen modernen Sprachen die Stellung des Subjekts
vor dem Verbum sich in dem Maße als Regel durchgesetzt hat,
daß diese Stellung das Subjekt geradezu als solches charakterisiert,
so hängt dies gewiß mit der, in den allgemeinsten Verhältnissen
der sprachlichen Äußerung wurzelnden Nötigung zusammen, vom
Thema zur Aussage, vom Handelnden zur Handlung fortzuschreiten.