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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 12. Abhandlung): Vom doppelten Sinn der sprachlichen Formen — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37779#0025
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Vom doppelten Sinn der sprachlichen Formen.

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Sprache zwar vom Drang zur Gestaltung durchsetzt, aber nicht
ausschließlich von ihm beherrscht ist.
Scheuen wir daher nicht den Vorwurf des „Eklektizismus“,
wenn wir aus der Erkenntnis des praktischen Berufs der Sprache
heraus auch deren nüchtern-zweckmäßige Elemente in ihre Rechte
einsetzen. Wie die Hand der Leier zarte Saiten und des Bogens
Kraft zu spannen vermag: wie der Meister im einen vielleicht im
andern versagt: so dient die Sprache den Zwecken der praktisch
bedeutsamen, über sich selbst auf praktische oder theoretische
Zusammenhänge hinausweisenden Mitteilung wie der selbstgenüg-
samen Erlebnisgestaltung, und es mag wohl sein, daß sie im einen
oder andern Extrem das je entgegengesetzte verleugnet. Ob wir
darum auf eine einheitliche Bestimmung des Begriffes Sprache zu
verzichten haben, und an welchen durchgehenden Merkmalen etwa
ein solcher Begriff zu orientieren wäre: und ob der Verzicht auf
eine einheitliche defmitionale Bestimmung die Brauchbarkeit des
Begriffs Sprache für die Wissenschaft von den Erscheinungen der
Sprache gefährdet — diese Frage dürfen wir wohl einer späteren
Untersuchung Vorbehalten.
 
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