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Bartholomae, Christian [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1920, 2. Abhandlung): Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten, 3 — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37769#0049
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Zur Kenntnis der mitteliranischen Mundarten. III.

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45. Bei solcher Sachlage darf ein vereinzelt auftretendes
öhrmazä xvatay nicht ohne weiteres als ein Zeichen für die Jugend
eines Texts genommen werden; das Kamamak gehört trotz jener
einmalig darin bezeugten Verbindung (Kn. 153) zu den älteren
Texten. Beweiskräftiger schon ist für die Jugend ihr häufiges
Vorkommen, für das Alter ihr gänzliches Fehlen. Einen
sicheren Anhaltspunkt aber haben wir für die Annahme höheren
Alters dann, wenn darin die Verbindung öhrmazä xvatay fehlt, dafür
aber die ältere Verbindung öhrmazä bay (be) bezeugt ist. Und
das gilt für das Ayätkar i Zariran (PahlT. 1 ff.), in dem Öhrmazä
öfters, öhrmazä xvatay gar nicht, öhrmazä be aber dreimal überliefert
ist, wie bereits oben S. 9 No. 1 gezeigt wurde. Daß der
Schreiber von JJ das einmal in MK stehende bna hinter öhr-
mazä stehen ließ, dagegen das zweimalige b d dahinter beseitigte,
entspricht ganz dem, was ich § 44 über die Gepflogenheiten der
SchreiberRezensenten ausgeführt habe, bna war ihm ein ge-
läufiges Wortbild, es blieb; mit bd wußte er nichts anzufangen,
es fiel; der Sinn erfuhr ja damit keine Änderung. Der Heraus-
geber der PahlTexts hat sich bezeichnenderweise dem Schreiber
von JJ durchaus angeschlossen.1)
46. Der Ersatz von öhrmazä bar\ (be) durch öhrmazä xvatay ist
also jünger als das AZ. Nun habe ich oben S. 24 darauf hin-
gewiesen, daß Nöldeke aus andern Gründen dessen Entstehung
in das 6. Jahrhundert verlegt, in die Zeit Ilusrav I. (531—579),
der ja eifrig bemüht war, die Aufzeichnung der heimischen Ge-
schichte zu fördern, s. auch oben S. 10 No. Jedenfalls geht sie nicht
weiter zurück. Dann aber ist frühestens das letzte Jahrhundert
des iranischen Reichs die Zeit gewesen, in der sich jener Ersatz
vollzogen hat. Die in § 42 verzeichneten Quellen für die frag-
liche Verbindung stehen mit dieser Annahme durchaus in Einklang.
Das Denkart, unter den umfangreicheren Texten der, in dem sie
sich, auch verhältnismäßig, am häufigsten vorfindet, ist nachweis-
lich erst im neunten Jahrhundert entstanden. Zum Alter des Mä-
iikan l hazar Dätestan beachte man die Erwähnung Ilusrav II.
(590—628) als eines verstorbenen Königs (oe baj, s. S. 9f.) MbD.
100. 11, sowie Modi MIiDa. Introd. 10 f.; es bietet gewiß viel
altes juristisches Material, aber dessen Zusammenstellung ist nicht
Zu PahlT. 5. 16 (Parallelstelle zu 5. 10, 7. 4, 8. 5) scheint das Wort
tatsächlich auch in MK zu fehlen.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, pkil.-hist. Kl. 1920. 2. Abh. 4
 
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