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Gerhard Ritter:

wurde1, mögen zum Teil dem Bedürfnis nach modernen Lehr-
büchern an der neuen Hochschule entsprungen sein. Über das
urkundlich bezeugte Pariser theologische Studium2 erfahren wir
nichts Näheres; als seine theologischen Lehrer nennt er außer
Jakob von Eberbach (Erbach) nur noch zwei Heidelberger Kollegen:
Heilmann Wunnenberger aus Worms und Johannes Holzsadel aus
Witzenhausen, Mitglied des Wilhelmitanerordens3. Das ist auf-
fallend; und die Vermutung ist verlockend, daß vielleicht der
Aufenthalt im Kloster Eberbach und der Einfluß des eifrigen,
kirchenfrommen Theologen Heinrich von Langenstein4 seine theo-
logischen Interessen verstärkt haben möchten. Das philosophische
Interesse bleibt jedoch auch in der Darstellung seines theologischen
Systems stark vorwaltend, wie sich besonders deutlich zeigt, wenn
man seinen Sentenzenkommentar mit dem eines vorwiegend prak-
tischen Theologen wie Konrad von Soltaus vergleicht5, der fast
gleichzeitig mit ihm in Heidelberg schrieb, oder gar mit den erbau-
lichen und kirchenpolitischen Flugschriften seines Kollegen Mat-
thäus von Krakau. Übrigens kann weder Heilmann von Worms
noch Hans Holzsadel für die theologische Bildung des Marsilius
viel bedeutet haben; beide haben nicht einmal in der Bibliothek
ihres Hörers erkennbare Spuren hinterlassen. Magister Heilmann,
ein Schüler Soltaus in Prag und Dekan des Stiftes Neuhausen bei
Worms, kam schon im Juni 1386 nach Heidelberg herüber und las
1387 erst den cursus als Bakkalar, war also selbst noch Anfänger;
seit 1392 scheint er ganz in den Kirchendienst übergegangen zu
sein6. Von Johannes Holzsadel, der vielleicht erst in Heidelberg
den niederen theologischen Grad erwarb, wissen wir, daß er erst
üblichen“ Lehrstoff zu geben; Bl. 29v erscheinen die Türme von Notredame,
Bl. 62, a Paris u. Avignon als Beispiel; Druck nr. 7 benutzt 1. I, qu. 15
die Seine als Beispiel. Vgl. ferner Itss. nr. 5 u. 7.
1 a. f. a. III., Bl. 76 (um 1501); vgl. ferner die Anm zu Hs. nr. 26. Über
logische und physikalische Vorlesungen in Hdbg. geben Nachricht Hs. 2 u. 64.
2 Chart. III, nr. 1356 (s. o. p. 11, N. 3).
3 Lib. sent. I, qu. 1, Bl. 1, d. Vgl. dazu indessen: Gregorius (Ari-
minensis) magister noster ibid. Bl. 13, a!
4 Vgl. bes. dessen Schreiben an Eberhard v. Ippelbrunn u. Johann v.
Eberstein mit ihrem fast asketischen Eifern!
5 Clm. 18 359 Über diese Schrift vgl. d. zweite dieser „Studien“.
6 Abbruch seines Rektorates: Toepke I, 52. Vgl. ibid. I, p. 7, 46,
a 1, U. B. I, nr. 1 und die bei Thorbecke anm. 27 zu S. 14 angeführten No-
tizen; ferner Mon. Hist. univ. Prag. I, 1, 168.
 
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