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Studien zur Spätscholastik. I.

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um so mehr kann sie vom impetus aufnehmen, um so weiter reicht
demnach der Wurf, um so stärker ist die Wucht des Geschosses1.
Damit ist freilich schwer zu vereinbaren seine Erklärung für die
zeitliche Begrenztheit der Schwungkraft: sie ist den Körpern
gewaltsam eingeprägt und wird darum beständig von ihnen auf-
gezehrt und endlich vernichtet2. Immerhin bedeutet schon die
klare Trennung dieser- „Eigenschaft“ des bewegten Körpers von
der Bewegung selbst einen Fortschritt des Erkennens. Marsilius
bemüht sich um eine sichere Definition des impetus im Sinne der
aristotelischen Kategorienlehre und rechnet ihn zu den Quali-
täten der ersten und dritten Art (habitus bzw. leidende Beschaffen-
heit), doch könne er auch zur Kategorie des Handelns3 gerechnet
werden — eine metaphysische Frage, die Albert von Sachsen nicht
hatte entscheiden wollen4. Ihre Beantwortung ist demnach als
Eigentum unseres Philosophen anzusehen.
So mündet schließlich jede physikalische Betrachtung wieder
in aristotelische Gedankengänge aus. Das ist am Ende doch der
stärkste Eindruck, den die Analyse dieser „terministischen“ Physik
hinterläßt. Wer nicht die feineren Unterschiede aufsucht, mag die
Abweichung von dem Weltbilde der peripatetischen Tradition kaum
bemerken. Dafür besitzen wir einen klassischen Zeugen aus dem
1 1. c. Bl. 66, b; Bl..80^—81: Propter defectum impetus non potest ad
tantarn distantiam proici jaba ab eodem homine, sicut plumbum semilibre, quod
deficit in recipiendo propter parvitatem mobilis seu quantitatis sue.
2 1. c Bl. 80, d.
3 1. c. Bl. 80, c: Vgl. damit Aristoteles’ Kategorien, cap. 8 (Kirch-
manns philos. Bibi. Bd. 70 I p. 22ff.). Ähnliche Unterscheidung von 4 species
qualitatum: abbrev. phys. Bl. 61 u. 62. — Bei dieser Gelegenheit sei angemerkt,
daß die von Baeumker Archiv für Philos. Abt. I, Bd. 21/22 (1908/9) klar-
gelegte scholastische Bezeichnung der vier elementaren Qualitäten: trocken,
feucht, kalt und warm als primae qualitales im Unterschied zu allen andern,
aus ihnen abgeleiteten, ,,in de gener. et corr.“ 1. II, qu. 1 ausführlich begründet
wird; ders. Ausdruck wird abbrev. phys. Bl. 17 ohne Erklärung im selben Sinne
gebraucht. Als qualitates secundae bezeichnet M. v. I. de gen. et corr. 1. I,
qu. 1, Bl. l,b: durum, molle, congelabile, liquefactibile, digestibile, indigestibile,
worüber in de 4 libris metlneororum gehandelt werden solle. Also etwa die-
selbe Terminologie, wie bei Albert d. Gr.!
4 Aus der Bemerkung: Impetus ipsemet est motus alterationis, cum
inducitur, sicut scientia, cum inducitur anime, est motus alterationis, quo alteratur
anima — will Duhem II, 197 den großartigen Vergleich ableiten, den Nik.
v. Cu es zwischen der Belebung des Körpers durch den impetus und der Besee-
lung des Alls durch die Bewegung anstellt. Mir scheint dazu der Anlaß nicht
ausreichend.
 
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