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Gradenwitz, Otto [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 6. Abhandlung): Akten über Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37796#0005
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Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892.

5*

weit, wie das Reich nachher auf der Haager Konferenz, den War-
nungen eines seiner wissenschaftlichen Vertreter zum Trotz, sich
isolierte.
Wer etwa sagen möchte „unsere Diplomatie hat wieder einmal
völlig versagt“, den kann die Haltung des Prinzen Reuß und der
Bericht des Grafen Pückler vom 2. Juli 1892 deß getrosten, daß es
damals an der Fähigkeit, Unerwünschtes zu berichten, in diesem
Korps nicht fehlte.
Das persönliche Verhalten des Kaisers läßt trotz all seiner
Einstellung auf das Herrenrecht doch den Gemütsanteil durch-
fühlen, da der entamtete Riese ihm nicht mehr hold und gewärtig
sein will — ein schmerzliches Erstaunen wie das einer Dame, wenn
der nicht begünstigte Verehrer für Freundschaft keinen Sinn hat.
Und Bismarck ?
Als er am 26. Januar 1894 nach Berlin kam, um dem Kaiser
für das Angebot eines Winterschlosses und die Übersendung einer
Flasche Steinberger Cabinet zu danken, empfing ihn Prinz Heinrich
am Bahnhof; der Fürst kam am Arme des kaiserlichen Bruders,
der mit einer Art kindlicher Freude zu ihm aufsah, den menschen-
leeren, abgesperrten Bahnsteig entlang, am verschlossenen Warte-
saal vorbei: von dort durfte ich ihn erschauen: es war Caesars Geist,
und er sah in das unentrinnbar nahende Philippi.
 
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