Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892.
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katur, denn der alte Herr rühmte Frau v. Bismarck gegenüber
,,die Geschicklichkeit, mit der“ deren Gatte „seine“ (des Königs),
„Intentionen zu errathen und — wie er nach einer Pause hinzu-
setzte — zu leiten wußte“1.
Jetzt nun kann der General für den Riß treten: ohne den auf
der Nordlandfahrt befindlichen2 Kaiser zu fragen, veröffentlicht er
seine Instruktion3 vom 9. 6. zusammen mit einem Erlaß von 18904,
und läßt geduldig das Staunen seiner Freunde (Hamann S. 38)
und alle Anzapfungen der Bismarckorgane über sich ergehen, —
wenn nur der Kaiserbrief ex nexu bleibt. „Wahrscheinlich weiß
der Fürst um E.M. Brief an den Kaiser von Oesterreich.“ (Nr. 332 *.)
Der Kaiserbrief ist eben eine hochpolitische Aktion ohne
Gegenzeichnung, und, was sich noch übler auswirkte, eine solche,
deren Geheimhaltung im Interesse der Dynastie lag und doch
davon abhing, ob diejenigen Ausländer dicht hielten, denen die
Befolgung der im Brief ausgesprochenen Kaiserlichen Bitte und
später die Verschwiegenheit eine nicht geringe Selbstverleugnung
auf erlegte.
1 G. u. E. 2, 291.
2 Vertreter des Ausw. Amts. v. Kiderlen, Reisegast Graf Eulenburg.
3 Ernstlich dem Fürsten Bismarck durch ein paar Erlasse bei der öffent-
lichen Meinung beikommen wollen, hätte geheißen, „die Alpen mit Stein-
würfen erschüttern wollen“.
4 Caprivi nennt diesen Erlaß sehr milde; hierdurch bestätigt sich
Bismarcks Vermutung, daß das Wörtchen „indeß“ in diesem Erlaß darauf
schließen lasse, daß Gaprivis weitergehende Vorschläge von S. M. da-
mals abgelehnt worden sind. (H. N. 10. 7. M.): „Der Ton des Erlasses
würde wahrscheinlich noch viel schärfer ausgefallen sein, wenn sein Ur-
heber das volle Einverständnis Seiner Majestät dafür erlangt hätte, was
uns nach einer Wendung zu schließen, „indes“ nicht der Fall gewesen zu
sein scheint.“ — Im Concept ist auch eines Erlasses an den Preußischen
Gesandten in Hamburg gedacht (zu Nr. 337). Es dürfte sich Anfangs
1891 um eine mögliche Einladung des Fürsten durch den Gesandten ge-
handelt haben, die nach Ansicht des Reichskanzlers nicht angängig war.
Hierauf mögen die II. N. anspielen, wenn sie (10. 7. M.) schreiben:,,. . die
friedlichen Absichten des Fürsten fanden kein Entgegenkommen; es trat
eine Art Boykottierung von Friedrichsruh ein, es erfolgten Winke und Ein-
mischungen, Leute, die bis dahin mit dem Fürsten in Verkehr gestanden
hatten, wurden davon abgebracht. Sondierungen nach dem Grunde hier-
von ergaben, daß die Betreffenden schließlich das Auswärtige Amt und
den Reichskanzler als diejenigen Stellen bezeichneten, die sie am meisten
zu fürchten hätten, wenn sie den Fürsten besuchen wollten.“
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katur, denn der alte Herr rühmte Frau v. Bismarck gegenüber
,,die Geschicklichkeit, mit der“ deren Gatte „seine“ (des Königs),
„Intentionen zu errathen und — wie er nach einer Pause hinzu-
setzte — zu leiten wußte“1.
Jetzt nun kann der General für den Riß treten: ohne den auf
der Nordlandfahrt befindlichen2 Kaiser zu fragen, veröffentlicht er
seine Instruktion3 vom 9. 6. zusammen mit einem Erlaß von 18904,
und läßt geduldig das Staunen seiner Freunde (Hamann S. 38)
und alle Anzapfungen der Bismarckorgane über sich ergehen, —
wenn nur der Kaiserbrief ex nexu bleibt. „Wahrscheinlich weiß
der Fürst um E.M. Brief an den Kaiser von Oesterreich.“ (Nr. 332 *.)
Der Kaiserbrief ist eben eine hochpolitische Aktion ohne
Gegenzeichnung, und, was sich noch übler auswirkte, eine solche,
deren Geheimhaltung im Interesse der Dynastie lag und doch
davon abhing, ob diejenigen Ausländer dicht hielten, denen die
Befolgung der im Brief ausgesprochenen Kaiserlichen Bitte und
später die Verschwiegenheit eine nicht geringe Selbstverleugnung
auf erlegte.
1 G. u. E. 2, 291.
2 Vertreter des Ausw. Amts. v. Kiderlen, Reisegast Graf Eulenburg.
3 Ernstlich dem Fürsten Bismarck durch ein paar Erlasse bei der öffent-
lichen Meinung beikommen wollen, hätte geheißen, „die Alpen mit Stein-
würfen erschüttern wollen“.
4 Caprivi nennt diesen Erlaß sehr milde; hierdurch bestätigt sich
Bismarcks Vermutung, daß das Wörtchen „indeß“ in diesem Erlaß darauf
schließen lasse, daß Gaprivis weitergehende Vorschläge von S. M. da-
mals abgelehnt worden sind. (H. N. 10. 7. M.): „Der Ton des Erlasses
würde wahrscheinlich noch viel schärfer ausgefallen sein, wenn sein Ur-
heber das volle Einverständnis Seiner Majestät dafür erlangt hätte, was
uns nach einer Wendung zu schließen, „indes“ nicht der Fall gewesen zu
sein scheint.“ — Im Concept ist auch eines Erlasses an den Preußischen
Gesandten in Hamburg gedacht (zu Nr. 337). Es dürfte sich Anfangs
1891 um eine mögliche Einladung des Fürsten durch den Gesandten ge-
handelt haben, die nach Ansicht des Reichskanzlers nicht angängig war.
Hierauf mögen die II. N. anspielen, wenn sie (10. 7. M.) schreiben:,,. . die
friedlichen Absichten des Fürsten fanden kein Entgegenkommen; es trat
eine Art Boykottierung von Friedrichsruh ein, es erfolgten Winke und Ein-
mischungen, Leute, die bis dahin mit dem Fürsten in Verkehr gestanden
hatten, wurden davon abgebracht. Sondierungen nach dem Grunde hier-
von ergaben, daß die Betreffenden schließlich das Auswärtige Amt und
den Reichskanzler als diejenigen Stellen bezeichneten, die sie am meisten
zu fürchten hätten, wenn sie den Fürsten besuchen wollten.“