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Gradenwitz, Otto [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 6. Abhandlung): Akten über Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37796#0035
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Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892.

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gibt (Nr. 30) daß der Wiener Besuch nicht so harmlos gedacht war,
wie er ihn erst aufgefaßt; die Minderung des deutschen Prästi-
gium konnten, bei aller Bundestreue, die Österreicher vielleicht in-
sofern verschmerzen, als was der Bund in toto verlor, Österreich
innerhalb des Bundes gewann, — und gern schlugen sie sich auf
die materiell stärkere, geistig schwächere Seite. — Auch hat die
Berliner Regierung jedenfalls vor der Interwiev bis zu der Ver-
öffentlichung eine im allgemeinen gute Presse1.
Die Bilanz in allem übrigen ist für die Berliner Regierung eine
ungünstige. Es war bedenklich, Hofetiquette gegen das Volks-
empfinden zu setzen, bedenklicher, Beeinflussung, der verschie-
densten Persönlichkeiten (Bismarcks, Prinzen der Botschaft in
Wien, Grafen Palffy und Hoyos, samt der Aristokratie der sie
angehörten) eine Beeinflussung, wie sie in jeder Gesellschaft alle
auch nur indirekt Beteiligten im Behagen, und Feingefühl
stört, gerade in der obersten Gesellschaftsschicht vorzunehmen.
Denn die gesellschaftliche Sicherheit und Überlegenheit ist es vor
allem, die in der staatlichen Pyramide, wo diese sich nicht rein
wirtschaftlich aufbaut, den Oberstufen ihre Stellung friedlich
gewährleistet. ,,Takt haben die Leute,“ muß jedermann denen zu-
gestehen können, denen er sich — wenn auch knirschend — unter-
ordnen soll. In Berlin aber hatte man keine rechte Empfindung
dafür, daß man eine europäische, ja wie eine Zeitung aus Neuyork
und eine aus Valparaiso beweisen, eine Europa-Amerika-Sensation
durch den ostensibeln Ansturm entfachte, der gegen die welt-
historische Persönlichkeit ging: man beachtete nicht, daß solch
ein Handel in den das Ausland gezogen wird, nicht ein Prozeß ist,
in dem ein Richter entscheidet, sondern ein Waffengang vor Preis-
richtern; man spielte die Freundschaft der Herrscher aus, und
bedachte nicht, wer die Herrscher hatte sich bekriegen und sich
1 Wer die geistige Urheberschaft der einzelnen Verfügungen hat, ist
eine schwere Frage: Frhr. v. Marschall tritt dreimal verschärfend auf: er rät
(Nr. 4) dem Kanzler, die Instruktion an Prinz Reuß auch anderen Gesandten
mitzuteilen und macht sie damit unwiderruflich; er legt (Nr. 20) dem Kaiser
am 18. 6. schriftlich einen Artikel der Allgemeinen Zeitung vor, worin die
Aussöhnung durch Bismarck abgelehnt wird, und führt den Artikel auf Dr. Ja-
cob y zurück, der seine Instruktionen aus Friedrichsruh beziehe, und das
Konzept der Anfrage an den Prinzen Reuß wegen des Transmissoriale (Nr. 23)
ist von seiner Hand. Auch hat am 12. Caprivi offenbar mit ihm beraten.
(Er schreibt ihm, er sei am 12. zu Haus.) Von Holstein ist bei der
Wiener (Nr. 3U) und Münchener Affäre (Nr. 49) etwas zu sehen.
 
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