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Gradenwitz, Otto [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 6. Abhandlung): Akten über Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37796#0037
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Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892.

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fangen könne, bevor dieser seinem Souverän seine Aufwartung
gemacht habe. (No.472.) Für Sachsen ist eine Berliner Behandlung
der Frage außer der Mitteilung der Wiener Instruktion an den
Gesandten nicht ersichtlich.
Bismarck seinerseits entschuldigt sich (wenigstens in Dresden
sicher schon von Friedrichsruh aus) brieflich (H. N. 4. 7. A.)
,,daß er sich persönlich schicklicherweise nicht melden könne, weil
sein Aufenthalt in Dresden, respektive München zu kurz bemessen
sei, um innerhalb desselben eine Bescheidung über eine Audienz
erwarten zu können. Von den beiden Monarchen sind dem Fürsten
Bismarck darauf sehr gnädige Antworten zugegangen und von
bayrischer Seite ist ihm die Beise nach Salzburg wesentlich erleich-
tert worden.“ (Interview in der Allg. Ztg. 25.6.): ,,In Dresden
und München habe er, ohne unhöflich zu sein, nicht um eine Audienz
nachsuchen können, da die Zeit seines Aufenthaltes anfänglich zu
kurz bemessen gewesen sei.“
Aber beide Bundesfürsten1 haben die Empfindung, daß die
aus dem ‘Fürstencomment’, wie ihn Fürst Bülow genannt haben soll,
sich herleitende Pflicht gegenüber dem regierenden Herrn des
Hegemoniestaates und Träger der Kaiserkrone sie in Gegensatz
zu ihrer persönlichen Würde und zu dem Gefühle ihres Volkes bringt .
1. München.
Anders als die Wiener Einwohnerschaft stand München zu
Bismarck; und um so mehr, als dieser gerade an Bayerns Behand-
lung seit 1870, ja seit 1866 seine ganze Kunst gesetzt hatte2.
Bismarck hatte es verstanden, dem Bayern-König das Gefühl zu
geben, daß er nicht der primus inter impares sei, sondern eine Stufe
zwischen Preußen und den Andern einnehme. Dies Pflaster auf die
Wunde des versagten Alternierens in der Kaiserwürde entsprach
den Machtverhältnissen und dem Bedürfnis des Reiches. ,,Ärgern
Sie lieber Preußen als Bayern“ sagte er einem einflußreichen Ab-
geordneten, und, als einmal infolge der Naivetät eines postalischen
Kommissars Preußen und Bayern im Bundesrat majorisiert wurden,
nahm Bismarck an dem Bundesrat eine Procedur vor, die als eine
ins höflichere übersetzte Kopie des reichstäglichen: ,,Jetzt habe
1 Der Ausdruck „Monarchen“ für den Regenten fällt auf; vielleicht eine
berechnete Courtoisie für den, Bismarck wohlgeneigten, bejahrten Herrn.
2 „Wie der Bismarck mit Bayern war“ sagte mir vor einigen Jahren
mit dankbar zärtlichem Entzücken ein Bayrischer Naturforscher.
 
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