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Gradenwitz, Otto [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 6. Abhandlung): Akten über Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892 — Heidelberg, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.37796#0040
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40*

O. Gradenwitz:

manche Äußerungen des Grafen klingen stark an den Erlaß an:
aber er bestätigt nicht den Empfang des Erlasses, spricht nicht
von einer zweiten Unterredung mit dem Minister und geht doch
erheblich über den Erlaß hinaus; auch konnte er nicht wohl
seinem vorgeordneten Amt gegenüber auf die bedenklichen Folgen
einer Audienz in München noch hinweisen, wenn er von seinem
Staatssekretär soeben die Nachricht erhalten, daß ein Empfang
durch den Regenten „die öffentliche Meinung in Deutschland ver-
wirren und beunruhigen müßte“. (Nr.471 u. Nr. 46h) Ist aber der
Bericht vom 14. ohne Kenntnis des Erlasses vom 13. geschrieben,
so zeigt die Übereinstimmung im Gedankengang, daß Eulenburgs-
Freund Holstein in analogem Privatbrief ihm Instruktionen gege-
ben, auch auf den Inhalt des Erlasses des Frhrn. v. Marschall ein-
gewirkt hatte, obwohl das Konzept von Marschalls Hand ist. Offen-
bar hat Holstein Eulenburg scharf gemacht und dieser wieder den
Chef des Amtes scharf machen wollen oder sollen, was aber nicht
nötig war. —
Die Depesche vom 14. (Nr. 48) ist nach einer zweiten Unter-
redung mit Frhr. v. Crailsheim abgelassen, Zeit zu schriftlichem
Bericht war vor der Abreise nicht mehr, und noch später ist der
Brief an Holstein der zur Evidenz zeigt, daß Nr. 47 nicht Ant-
wort auf Nr. 46 ist.
Nach Nr. 45 hätte Lenbach (im ersten Drittel des Juni?) zuerst
ein Wort über den bevorstehenden Besuch und die Audienz fallen
lassen, und danach ist in München eine Demarche beschlossen aber
nicht ausgeführt worden. Namentlich aber berichtet Graf Eulenburg
dem Kanzler unterm 22. (Nr. 532), vor einigen Tagen (von Wien aus ?)
habe Fürst Bismarck durch den Oberstallmeister Grafen Holnstein
eine förmliche Bitte um eine Audienz an den Regenten gelangen
lassen.
Der Graf Holnstein, Bismarcks Vermittler bei Ludwig II. in
Sachen des Kaisertitels und sonst (Briefwechsel 2, 492 und dazu
Lucius S. 112) Duzfreund des Grafen Herbert (Briefwechsel 2, 510)
war sicherlich die geeignete Persönlichkeit auch für eine Anfrage
wegen einer Audienz1; aber angesichts der bestimmten Versiche-
1 Bei Graf Holnstein nahm Bismarck am 25. in München das Dejeuner
wie in Wien beim Grafen Henckel-Donnersmark. Beide Herren waren Freunde
seines Hauses, beider Namen sicherte Bismarck die Fortdauer, dem Grafen
Holnstein dem er „ein erheblichesVerdienst um den Abschluß unserer nationalen
Einigung durch Beseitigung der äußeren Hindernisse der Kaiserfrage“ zu-
 
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