Metadaten

Gradenwitz, Otto [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1921, 6. Abhandlung): Akten über Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892 — Heidelberg, 1921

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37796#0047
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Bismarcks großdeutsche Rundfahrt vom Jahre 1892. 47*
Wichtig ist an diesen königlichen Äußerungen die Erzählung
vom Gutskauf mit den Worten Bismarcks, er tue es um seine Söhne
zu ärgern. Wie Bismarck für seinen älteren Sohn empfand, zeigt
der dritte Band denen, die es noch nicht wußten, und der Toast
dieses Sohnes auf der eigenen Hochzeit, worin er wie Mr.Whitehead
(dem Vater der Gräfin Hoyos) so auch dem eigenen Vater ,,dem
Mann von Eisen“ bezeugt, wie weichen Herzens er sei, ist das Aner-
kenntnis dieser Empfindungen durch den Sohn. Was den Grafen
Wilhelm angeht, so möchte ich der Vermutung Ausdruck geben,
daß Bismarck, wenn er in der großen Bede vom 6.2.88 sagt: ,,kein
deutscher Offizier läßt seinen Soldaten im Feuer im Stiche und
holt ihn mit eigener Lebensgefahr heraus, und umgekehrt: kein
deutscher Soldat läßt seinen Offizier im Stich — das haben
wir erfahren“ —, er dabei an diesen andern Sohn gedacht hat,
der in der Schlacht bei Mars la Tour nach dem Todesritt ,,bei
der Umkehr zwei seiner Kameraden, die ihre Pferde verloren
hatten, mit kräftigen Armen aus dem Getümmel gezogen und
dann reitend mit sich fortgeschleppt hat, bis sie gerettet ge-
wesen seien“ wie Bismarck zuerst erzählte, dann aber sich dahin
berichtigt1: ,,Er fand dann einen verwundeten Dragoner, setzte
ihn auf das Pferd und gelangte, indem er sich mit diesem gegen
das Feuer von der einen Seite deckte, zu seinen Leuten zu-
rück“. Auch läßt Hoffmann (I S. 223), ihn sagen, daß er doch
schon seiner Söhne wegen nie einen Krieg vom Zaune gebro-
chen haben würde: Steht nun seine Vaterliebe fest, so ergibt sich,
daß es nur eine burschikose Redensart ist, wenn er von „ärgern“
spricht, und der praktische, wirkliche Zweck, sie zur Landwirtschaft
zu zwingen, ist durch natürliches Wohlwollen erklärt. Aber wichtig
ist, daß Bismarck dem Kaiser Wilhelm II., wie dieser am 3. 4. 90.
an Kaiser Franz Josef schrieb, im Februar 1890 gesagt hat: Er werde
nun bestimmt bleiben „bloß um die Minister zu ärgern!“ Es ist
auch dies eine burschikose Redensart, — ich erinnere mich, daß ein
großer Gelehrter von einem Aufsatz, den er in die „Nation“ geschrie-
ben, sagte: „es sollten einige Leute geärgert werden“; tatsächlich
diente jener Aufsatz, wenn er auch einigen „Halbwissern“ es be-
gleichen sollte, aber sehr auch der Sache selbst: c’est mon roi que
je sers en servant ma rancune2!

1 Busch, Tagebuchblätter 1, 90. 2. Ebenda 1, 202.
2 Lucius, B. Er. 1889, 1. 5.: „Minister von Putkamer hat den Schwarzen
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften