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O. Gradenwitz:
(Nr.665), — wodurch übrigens, darf ich hinzusetzen, dieser Herr sich ja
auch den Fürsten verpflichtet1. EinNachspiel hat diese Affäre noch:
Ernst Hackel, der von Kissingen telegraphisch (Nr. 682, 692),
vom Ertrag der Kissinger Reise erfreut, seine Einladung und die
schmeichelhaften Äußerungen Bismarcks über die Person des Groß-
herzogs diesem Herrn berichtet hatte, — erhielt dafür vom Großherzog
einfreundlich.es Telegramm. Von diesem Vorgang bringt dieFreisin-
nige Zeitung eine weit übertreibende und entstellende Schilderung:
diese Zeitungsnotiz nun wird von Hackel richtig gestellt, der am
Schluß seines Dementi allerdings das Thema variiert: „Wir kennen
keinen Unterschied zwischen Bismarck früher und jetzt“.
Großherzog Karl Alexander war als regierender Herr ein
warmer Gönner des Fürsten Bismarck, als Deutscher ein treuer
Bewunderer von dessen Genius. Er und die Großherzogin haben
im Jahre 1892 auf den Glückwunsch des Fürsten Bismarck zur
goldenen Hochzeit „dem alten Kanzler in einem langen und sehr
herzlichen Telegramm gedankt“ (Allg. Ztg.). Er hat ihn,
Witwer, den Witwer, in Friedrichsruh 1897 von Schwerin
aus besucht; daß gerade dieser Herr durch die Klein-Staatsraison
genötigt ward, alles was in seinen Kräften stand, gegen den Emp-
fang Bismarcks in Jena auszuspielen, wirft ein grelles Licht auf
die wirkliche Stellung der Fürsten der kleinen Staaten in dem nach-
bismarckschen Menschenalter. — Es ist betrübend, daß in Wien
zu Beginn der Maßregeln gegen Bismarck die Tochter des Groß-
herzogs davon am tiefsten betroffen wurde2, zum Schlüsse, in Jena,
dieser Herr selber3,Er, dessenGlückwunschtelegramm zuml8. Januar
1896 also begann: „Als Deutscher, als Reichsfürst, als Ihr beson-
derer Verehrer und Freund“ und schloß: „Euer Durchlaucht innigst
ergebener Freund C. A.4.“
1 Den Extrazug' hätte er sich sparen können: denn die Huldigungen für
den Fürsten verspäteten den Zug, mit dem er in Weimar anlangte.
2 Die Nowoje Wremja läßt sich (Petersburger Herold 30. 6.) aus Wien
telegraphieren: Die Prinzessin Reuß habe offen erklärt: „Ich bin die Vertre-
terin eines regierenden Hauses und lasse nicht zu, daß mir Jemand befehle“.
3 Bismarck spricht sich bei Lucius S.81 über den Großherzog, bei Hoff-
mann 1, S. 187, über das Großherzogliche Paar aus. — Bismarcks Toast in
Kissingen lautete: Der Großherzog von Sachsen sei ihm allezeit ein gütiger
und gnädiger Herr gewesen; in guten und schweren Zeiten, in Krieg und
Frieden habe er in der hohen Gnade des Großherzogs eine feste Stütze und
wirksame Förderung erfahren. — Aus der Erklärung von Ernst Hackel,
Weimarsche Zeitg. vom 3. 8. 92. (Vergl. G. u. E. 2, 109.)
4 Übrigens hat von Berlin aus eine in den H.N. behauptete, durch Nord-
O. Gradenwitz:
(Nr.665), — wodurch übrigens, darf ich hinzusetzen, dieser Herr sich ja
auch den Fürsten verpflichtet1. EinNachspiel hat diese Affäre noch:
Ernst Hackel, der von Kissingen telegraphisch (Nr. 682, 692),
vom Ertrag der Kissinger Reise erfreut, seine Einladung und die
schmeichelhaften Äußerungen Bismarcks über die Person des Groß-
herzogs diesem Herrn berichtet hatte, — erhielt dafür vom Großherzog
einfreundlich.es Telegramm. Von diesem Vorgang bringt dieFreisin-
nige Zeitung eine weit übertreibende und entstellende Schilderung:
diese Zeitungsnotiz nun wird von Hackel richtig gestellt, der am
Schluß seines Dementi allerdings das Thema variiert: „Wir kennen
keinen Unterschied zwischen Bismarck früher und jetzt“.
Großherzog Karl Alexander war als regierender Herr ein
warmer Gönner des Fürsten Bismarck, als Deutscher ein treuer
Bewunderer von dessen Genius. Er und die Großherzogin haben
im Jahre 1892 auf den Glückwunsch des Fürsten Bismarck zur
goldenen Hochzeit „dem alten Kanzler in einem langen und sehr
herzlichen Telegramm gedankt“ (Allg. Ztg.). Er hat ihn,
Witwer, den Witwer, in Friedrichsruh 1897 von Schwerin
aus besucht; daß gerade dieser Herr durch die Klein-Staatsraison
genötigt ward, alles was in seinen Kräften stand, gegen den Emp-
fang Bismarcks in Jena auszuspielen, wirft ein grelles Licht auf
die wirkliche Stellung der Fürsten der kleinen Staaten in dem nach-
bismarckschen Menschenalter. — Es ist betrübend, daß in Wien
zu Beginn der Maßregeln gegen Bismarck die Tochter des Groß-
herzogs davon am tiefsten betroffen wurde2, zum Schlüsse, in Jena,
dieser Herr selber3,Er, dessenGlückwunschtelegramm zuml8. Januar
1896 also begann: „Als Deutscher, als Reichsfürst, als Ihr beson-
derer Verehrer und Freund“ und schloß: „Euer Durchlaucht innigst
ergebener Freund C. A.4.“
1 Den Extrazug' hätte er sich sparen können: denn die Huldigungen für
den Fürsten verspäteten den Zug, mit dem er in Weimar anlangte.
2 Die Nowoje Wremja läßt sich (Petersburger Herold 30. 6.) aus Wien
telegraphieren: Die Prinzessin Reuß habe offen erklärt: „Ich bin die Vertre-
terin eines regierenden Hauses und lasse nicht zu, daß mir Jemand befehle“.
3 Bismarck spricht sich bei Lucius S.81 über den Großherzog, bei Hoff-
mann 1, S. 187, über das Großherzogliche Paar aus. — Bismarcks Toast in
Kissingen lautete: Der Großherzog von Sachsen sei ihm allezeit ein gütiger
und gnädiger Herr gewesen; in guten und schweren Zeiten, in Krieg und
Frieden habe er in der hohen Gnade des Großherzogs eine feste Stütze und
wirksame Förderung erfahren. — Aus der Erklärung von Ernst Hackel,
Weimarsche Zeitg. vom 3. 8. 92. (Vergl. G. u. E. 2, 109.)
4 Übrigens hat von Berlin aus eine in den H.N. behauptete, durch Nord-