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Götze, Albrecht; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1922, 4. Abhandlung): Die Schatzhöhle: Überlieferung und Quellen — Heidelberg, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.38037#0051
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Die Schatzhöhle.

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Mensch wird als der Mikrokosmos dargestellt. Die Mikrokosmos-
Spekulation weist schon an und für sich auf Persien (vgl. .Reitzen-
stein, Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchrist-
lichen Literatur, p. 15, p. 49 u. sonst). Die Elementenlehre, die
sich an der Stelle zeigt, ist persisch: Charakteristisch ist, daß von
dem 'Lüftchen des Windes' (LuoR und vom 'Hauch'
Ra ojiödie Rede ist, die aus dem αήρ genommen werden.1)
Die Vierheit: Erde, Wasser, Luft, Feuer wird als 'schwache
Elemente' ( aLjujo Rau <~\r^ <*) zusammengefaßt und dem reinen
Feuer, aus dem die Engel geschaffen sind, gegenübergestellt (vgl.
die Rede Satans p. 4 der Schatzhöhle, und das Hexaemeron des
Pseudo-Epiphanius). Eine ähnliche Gegenüberstellung bezeugt
Schahrastäin für die Manichäer (s. Boitsset, p. 232). Die Auf-
zählung der Qualitäten: Trockenheit, Feuchtigkeit, Kälte, Wärme
findet sich auch in den Clementinen (H 20,3), bei den Valen-
tinianern (Iren. I, 17, χ); sie ist allerdings wenig charakteristisch
und wohl aus griechischer Physik entnommen. Einen Schöpfungs-
mythus wie in der Schatzhöhle setzt die Bündahis-Stelle, Kap. XXXI
voraus: „In jener Zeit wird man vom Geiste der Erde die Gebeine,
von dem des Wassers das Blut, von dem der Pflanzen die Haare,
von dem des Feuers die Lebenskraft, welche von ihnen von An-
fang an aufgenommen sind, zurückfordern“ (Justi, p. 41). Vgl.
Förster, AfRw. 11. 477 ff. Cumont, Cosmog. manich. p. 27, Note 2.
13. Seth spielte bei den Sethianern eine besondere Rolle.
Auch in der Schatzhöhle ist eine Verherrlichung Seths2) noch un-
verkennbar, wenn es von ihm heißt (p. 8 Übers.): cEva .... gebar
den Seth, einen schönen Mann, einen Riesen und vollkommen wie
Adam'. Man muß annehmen, daß so etwas nur zufällig der Hand
des überarbeitenden Christen entgangen ist. Dillmann macht in
seiner Besprechung des äthiopischen Clementinums (p. 215) darauf
aufmerksam, daß Seth das Epitheton, 'der größte aller Namen'3),
trägt und vermutet ganz richtig eine gnostische Quelle dahinter.
14. In der armenischen Adam-Schrift (VII, 12) wie in der
Schatzböhle wird Adams Leiche nach dem Nabel der Erde ver-
ή Adam aus 4 Elementen auch bei Ignatius Antioch. ad. Heronem dia-
conum IV (Cureton, p. 143/4); Kebra Nagast ed. Bez. 148a; Lagarde, Mat. II,
18,24; Livre des mysteres Patr. Ον. I, p. 15. Abendländisches bei Förster Af
Rw. 11,484, Note.
2) Vgl. Synkellos ed. Bonn. p. 10.
3) Auf fol. 12 b, also in dem Teile, der aus der Schatzhöhle entnommen ist.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. Kl. 1922. 4. Abh.

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