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Meister, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 3. Abhandlung): Die Hausschwelle in Sprache und Religion der Römer — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38945#0005
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Die Hausschwelle.

weg' (vgl. sub iugum mittere), oder unten an die Schwelle’1. Die
beiden ersten Deutungen würden nur für ganz außergewöhnliche
Fälle denkbar sein2, die nicht den Kern einer festen Wendung
wie sublimen (ferre) gebildet haben könnten; zu den gleich zu be-
sprechenden Belegen bei Plautus passen sie nicht im mindesten.
Auch die dritte, "unten an die Schwelle’, ist auf sie nicht an-
wendbar; ihr widerstreitet außerdem die nachplautinische Be-
deutungsentwicklung unseres Wortes.
Vollends vergeblich gewesen sind die etymologischen Versuche,
die sublimen ganz von Urnen getrennt und mit anderen Wortstäm-
men verknüpft haben: Der Ableitung von sublevctre (Döderlein,
Lat. Synonyme u. Etymologien II, 100) widerstreiten die Regeln
der lateinischen Laut- und Wortbildung; die Verbindung mit
ai. Icwghati 'springt auf, springt über, verletzt, beleidigt’, die
Walde, Etyrn. Wb. (unter Urnen) mit zur Wahl stellt3, indem er
unserem Wort den ursprünglichen Sinn 'emporschnellend’ unter-
stellt, paßt nicht (von anderem abgesehen) zu der Bedeutung, die,
wie wir sehen werden, den ältesten Belegen eignet.
Man könnte nach solchen Fehlschlägen wohl geneigt sein,
sublimis unter die der etymologischen Forschung unzugänglichen
Vokabeln zu verweisen, die in den langen Zeiträumen der vor-
literarischen Epoche aus unbekannten Sprachen ins Lateinische ein-
gedrungen sind. Aber das würde ein Irrtum sein. Sublimis ist
in historischer Zeit aus super Urnen erwachsen, und soweit auch
der Abstand der Form und der Bedeutung zwischen diesen beiden
Ausdrücken ist, wir können sein Wachstum in allen Phasen ver-
folgen, seine Entwicklungsstufen belegen und sind nicht genötigt,
auch nur ein Übergangsstadium zu konstruieren. Es ist nur er-
forderlich, die erhaltenen Denkmäler der altlateinischen Literatur
richtig zu interpretieren und auf die Wandlungen des Glaubens und

1 Vgl. sub montem succedunt milites Caes. b. c. 1, 45, 2; subeunt sub falas
'sie rücken unter die Belagerungstürme’, Plaut. Mo. 357.
2 Etwa für das Vergraben eines Amuletts oder die Beseitigung unheimlicher
Gegenstände, wie etwa früher in manchen Gegenden Deutschlands die Leiche des
Selbstmörders oder Verbrechers durch ein Loch unter der Schwelle weg ins
Freie geschleift wurde. J. Grimm, Deutsche Rechtsaltertümer (Leipzig 1899)4 II, 325.
3 Die von ihm im Artikel sublimis an erster Stelle erwähnte Deutung 'bis
unter die (obere) Schwelle reichend’ entspricht weder dem Gebrauch von sub
noch der besprochenen Bedeutung von Urnen noch auch dem Sinn von sublimen
sublimis.
 
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