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Meister, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 3. Abhandlung): Die Hausschwelle in Sprache und Religion der Römer — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38945#0032
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32

Karl Meister:

Hercules kämpft (Plaut. Pers. 3) und das nichts andres sein wird
als Έχιδνα, die an Kopf1 und Schwanz2 latinisiert worden ist.
Auch das in der literarischen Latinität so häufige sub- ist ge-
legentlich eingedrungen: subgluttit haben Glossensammlungen für
singultat und die entstellte Form lebt im Romanischen fort, für
Summanus hat sich Submanus in die Stammhandschrift der Palatini
Bacch. 895 eingeschlichen, und Cure. 413 ff. gibt Parasitenweisheit
für diesen Namen, der als Gottesname natürlich mit summus zu-
sammenhängt, eine unanständige Deutung, die beweist, daß es
dem lateinischen Sprachgefühl nicht schwer fiel, den Sinn von
sub- aus dem Wort herauszuhören. Dasselbe ergibt sich aus
dem Wortspiel, das Plautus sich erlaubt, indem er dem su[p)parum
(σίφαρος), das er unter zahllosen Damenkleidern aufzählen läßt,
ein subnimium gegenüberstellen läßt.
Bei sublimen steht nun gewiß das Eindringen der Form sub
damit im Zusammenhang, daß die Bedeutung 'in die Höhe
reißen usw.’, die die Wendungen sublimen rapere usw. genommen
haben, der nahe kam, die sub- in vielen altlateinischen Kom-
posita hatte; in sublatum, sursum, sussilire (Cure. 151), surgere,
succrescere (vom emporschießenden Kraut Trin. 31), subductis super-
cilis (Varro s. M. 167, vgl. Alesis στρατηγούς τάς όφρυς . . . άνεσπα-
κότας Mein. 3, 391), subducere naves ('aufs Land ziehen', Ba. 305),
terra summittit flores (Lucr. 1, 8) hat ja sub- die Bedeutung 'in
die Höhe’ bekommen3. Ich bin nicht imstande, zu entscheiden,
ob durch die BedeutungsVerschiebung die Angleichung von sup-
limen an dieses sub- hervorgerufen worden ist oder ob umgekehrt
sich zuerst die vielgebrauchte Präposition sub- in die Form des
verdunkelten suplimen eingemischt und dann die Bedeutungs-
entwicklung veranlaßt hat4. Es ist denkbar, daß die Tendenzen
1 Die Länge der Anfangssilbe ergibt sich aus Plaut. Pers. 3, auf die Schreibung
excetra führt die Überlieferung. — Ähnlich ist der überlieferte Titel von Varros
Satire Exclemeticus (Gell. 19, 8, 17) aus Έκδημητικός zu erklären.
2 Vgl. vulgäres culcitra palpetra (KZ 45, 181, 1), aplustr(i)a Ennius A.-602.
Gic. Lucr. (αψλαστον), spätes ballistra genistra (Niedermann, Gl. 1, 262; Herbig,
1F 37, 1916/17, 172), exetra (für exedra C. Gloss.).
3 Sie ist gewif3 ausgegangen von Fällen wie Aul. 628 H foras, lumbrice
(Regenwurm) qui sub terra erepsisti modo\ vgl. Trin. 940, Capt. 730. Auch bei
Vergil liegt in den Verba subicere, succedere nicht selten die Bedeutung 'in die
Höhe’, P. Lejay, Rev. Philol. 40, 1916, 181 f.
4 Vgl. Hatzfeld, Über Bedeutungsverschiebung durch Formähnlichkeit im
Neufranzösischen. München 1924.
 
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