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Meister, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 3. Abhandlung): Die Hausschwelle in Sprache und Religion der Römer — Heidelberg, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.38945#0043
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Die Hausschwelle.

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prädikativ wie attributiv (1, 57, 1 granaria sublimia1 und öfter);
er bildet auch davon den Komparativ (1, 51, 1 sublimiori loco).
Die Bedeutung ist stets 'in der Höhe befindlich’, wobei abgesehen
von der Satirenstelle stets hochgelegene Orte gemeint sind1. Varro,
der Kenner altrömischer Literatur und Sitte, hat also in sublimis ein
zwar aus archaischer Wurzel entsprossenes, aber in seiner Form ganz
modernes, wenn nicht gar von ihm selbst geschaffenes Wort ein Halb-
dutzendmal in seine Altersschrift aufgenommen; diese Beobachtung
fügt sich nicht schlecht der Charakteristik ein, die Norden, Antike
Kunstprosa I, 197 von seinem disharmonischen Stil gegeben hat.
Die Dichter sind im Gebrauch unserer Wortfamilie ihrem
Führer und Meister Ennius gefolgt: Accius 396 K. sublime rapi,
390 sublime avolans, Lucrez 2, 206 sublime volantis (vgl. 6, 97),
4, 135 sublime feruntur, Verg. b 9, 29 sublime ferent, g 3, 103 elati
sublime·, andererseits Acc. 563 ex sublimo vertice saxi, Lucr. 1, 340
terras sublimaque caeli multa. Das alte Adverb sublimen ist jetzt
völlig durch das eben genannte sublime oder durch prädikative
Formen verdrängt: Acc. 576 sublima evolat, Verg. a 1, 415 ipsa
Paphum sublimis abit, Prop. 3, 1, 9 me Fama levat terra sublimis,
Tibull 1, 6, 83 Hane Venus ex alto flentem sublimis Olympo spectat,
Pan eg. Messallae 74 vel si sublimis fluctu consurgeret imo (der
Charybdis). Auch als attributives Adjektiv verwenden die Dichter
seit Catull sublimis, so wie es Varro als erster Prosaiker tut: Ca-
tull 68, 49 sublimis aranea, Horaz c. 3, 26, 11 sublimi flagello, Vergil
a 11,602 armis sublimibus. Das bei Ennius und Accius in dieser
Funktion ausschließlich verwendete sublimus hat bei den Au-
gusteern und ihren Nachfolgern der jüngern Schwesterform den
Platz abgetreten und erscheint nur bei Arcbaisten wie Apuleius
(Met. 3, 2 sublimo suggestu) wieder. Dies haben wohl mehrere
zusammen wirkende Umstände veranlaßt: Das Verbum sublimare,
auf dem sublimus beruhte, fehlt der Sprache der Augusteer, anderer-
seits sind sublimem ferre, sublime efferre usw. lebendig, die sublimis
stützten, und vor allem mußte sublimis, seitdem man darin die
Präposition sub- empfand, mit den aus Präposition und Nomen

1 Varro r. r. 2, 4, 9 quod [nuptiarum initio antiqui reges ac sublimes viri]
in Etruria in coniunctione nuptiali nova nupta et novus maritus prirnum porcum
immolant. Die eingeklammerten Worte halte ich für eine Interpolation: Die
Dublette des Subjekts ist unerträglich und sublimes viri weist auf spätantike
Jahrhunderte (S. 45). Ähnliche Interpolationen (z. B. pecore neben genere in dem-
selben Paragraphen) sind im Text dieser Schrift nicht selten.
 
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