Metadaten

Meister, Karl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1924/25, 3. Abhandlung): Die Hausschwelle in Sprache und Religion der Römer — Heidelberg, 1925

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38945#0045
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Hausschwelle.

45

Thucydides oft bezeichnet1, ist sublimis in der Periode seines
Werdegangs niemals übertragen worden.
Seine weitere Geschichte kann jetzt nur in den Hauptlinien
dargestellt werden. Sie bringt nicht allzuviel Neues: Die Kaiser-
zeit übernimmt hier wie meist das sprachliche Erbe der früheren
Jahrhunderte, ohne es wesentlich zu verändern. Auch daß das
Adjektiv sublimis, früher in der Hauptsache ein Eigentum der
Dichter, jetzt zum Gemeingut der Prosaiker wird, entspricht der
allgemeinen Entwicklung der Sprache, die in der Kaiserzeit den
poetischen und den prosaischen Stil nicht mehr so streng wie
früher auseinanderhält. Das alte Adverb wird aus seiner festesten
und ältesten Position, der Wendung sublime ferri, verdrängt und
durch in sublime (ferri) ersetzt (zuerst im bell. Afr. 84, 2): Damit hat
das Adjektiv sublimis auch die letzte seiner Yorformen aufgesogen.
Wie die Form, so bleibt auch die Bedeutung in den langen
Jahrhunderten der Kaiserzeit im wesentlichen konstant. Die
wichtigste Neuerung ist, daß es als Beiwort von hohen Ämtern
gebraucht wird2, sublime fästigium praefecturae (Cod. Theod. 1, 5, 5),
tua sublimissima sedes, sublimissima praefectura, sublimis potestas,
sublimis ordo, viri proconsidari honore sublimes. Die Praefecti
praetorio und andere erhalten die Ehrenbezeichnung tua subli-
mitas (zuerst 317 n. Chr. von dem Comes Hispaniarum). Im
gleichen Sinn werden auch amplitudo celsitudo culmen eminentia
excellentia verwendet: Die Begriffe der Höhe sind mit Vorliebe
gebraucht worden, um Rang und Ehrenstellung der kaiserlichen
Beamten zu veranschaulichen. Unter Theoderich entwickelt sich
daraus die Ehrenbezeichnung vir sublimis, die so häufig gewesen
sein muß, daß sie auch in Abkürzung als subl. oder sbl. (z. B. Diehl,
Inscr. Lat. Christ., Bin. 1924, nr. 225. 226) geschrieben worden
ist. Der domnus rex Karolus regum sublimissimus, dem Paulus
Diaconus im 8. Jahrhundert seine Epitome aus Eestus widmet,
beschließe diese Arbeit und stelle vor Augen, wie unser Wort bis
ins Mittelalter die Gestalt und im wesentlichen auch die Bedeu-
tung bewahrt hat, die ihm die Dichter der augusteischen Zeit
1 lhuc. 2, 8, 1 ή τε άλλη Ελλάς πάσα μετέωρος ήν Ευνιουσών των πρώτων
πόλεων. Verg. a 12, 788 olli sublimes armis animisque refecti muß demnach
heißen 'mit ihren erhobenen Waffen emporragend’ (Heyne), nicht 'erhobenen
Mutes’ (Forbiger).
2 Mommsen, Ges. Sehr., 6 455; Hirschfeld, Kl. Sehr. 646 ff.; Belege in Heu-
manns Handlexikon zu den Quellen des römischen Rechts und in E. Pfeiffers
Index zum Codex Theodosianus.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften