Metadaten

Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1926/27, 1. Abhandlung): Rechtssprachgeographie — Heidelberg, 1926

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38921#0034
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
26

Frh. v. Künssberg:

Rechtsverwandtschaft und Sprachverwandtschaft57 werden sich
eher aufnehmen lassen, wenn erst die sprachgeographische Methode
auch in der Rechtsgeschichte Allgemeingut geworden ist.
Die Beziehungen zwischen Rechtsgeschichte und Volkskunde
lassen es selbstverständlich erscheinen, daß die volkskundlichen
und kulturgeographischen Karten eitrigst zurate gezogen werden,
um so mehr, als das Rechtsleben bei diesen neuen Arbeiten nicht zu
kurz kommen soll58. Und schon ist Wagner in seiner geographisch-
historischen Volkskunde59 bezüglich der Trachten zu dem Ergebnis
gelangt, daß die Trachtengrenzen im allgemeinen an den Grenzen
der spätmittelalterlichen Territorien liegen „mit ihren Schranken
des Verkehrs, der Zölle und Steuern, Frondienste und Gerechtsame“.
Ganz besonders darf vielleicht darauf hingewiesen werden,
wie die Verbreitungskarten bestimmter Orts- und Flurnamen auch
rechtsgeschichtlich von Interesse sein können; man denke an Orts-
namen mit 'Barschalk\ 'Freiheit’, 'Mau? u. a. m.
Ringsum in allen Nachbargebieten der Rechtssprachgeographie
ist fruchtbare Arbeit60, mutiges Streben nach tieferer wissenschaft-
licher Erkenntnis. Die reichsten Anregungen aber wird die Rechts-
sprachgeographie immer dem deutschen Sprachatlas verdanken,
den wertvollsten Stoff wird ihr das deutsche Rechtswörterbuch
bieten61. Mit dem Gedeihen der Arbeit an diesen beiden Werken
wird eng verbunden sein ein Fortschreiten rechtssprachgeographi-
scher Ergebnisse mit dem in weiter Ferne winkenden Ziel: dem
deutschen Rechtssprachatlas.
57 Ficker, Untersuchungen zur Rechtsgeschichte I (1891), S. 214ff.
E. M. Meijers, Het middeleeuwsche recht als hulpmiddel bij het onderzoek
naar de verspreiding der rassen en stammen in West-Europa 1922 (Mededee-
lingen der kon. Akad. van Wetensch., afdeel. Letterkunde 54 Serie B. Nr.
S. 141ff. — 58 Pessler, Aufgaben der deutschen Sachgeographie (Ztschr. des
Vereins f. Volksk. 24 [1914]), S. 367ff. Derselbe, Der niedersächsische Kultur-
kreis (1925), S. 29ff. Grohne, Vorläufiger Plan zu einem volkskundlichen
Atlas (Niederdeutsche Ztschr. f. Volkskunde I), S. 116ff. — Frings und Tille,
Kulturmorphologie (Theutonista 2 [1925]), S. lff. — So anschaulische Kar-
ten, wie sie z. B. bei Geramb Volkskunde der Steiermark 1926 beigegeben
sind, rufen geradezu nach rechtsgeschichtlichen und rechtssprachlichen
Parallelen. — 59 Hessische Blätter für Volkskunde 21 (1922), 7.
60 Demnächst wird eine Heidelberger philologische Dissertation von
Else Angstmann über den Henker in der Volksüberlieferung Wort-
karten für 20 Synonymen von Henker bringen.
61 Vgl. E. Heymann in seinem Bericht über das Wörterbuch der deut-
schen Rechtssprache, 1926 (ZRG. Germ. 59 [1926]) S. 582.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften