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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1926/27, 1. Abhandlung): Rechtssprachgeographie — Heidelberg, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.38921#0038
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Frh. v. Künssberg:

III. Synonyme Gruppen,
i. Die Pranger-Gruppe (Deckblatt 3—6).
a) Pranger (Deckblatt 3).
Das Wort Pranger taucht im 14. Jahrhundert auf: in der
Weichbildglosse (prenger), in Olrnütz und Brünn (latinisiert pran-
gerium), sowie als Übertragung von statua in einer deutschen Über-
setzung des lateinischen Privilegs von 1270 für Leobschütz in
Schlesien (pranger). Im 15. Jahrhundert ' ist das Wort bereits
weit verbreitet, von Freiberg i. S. bis Trient, Wien und Preßburg.
Unter anderen ist es auch in Bamberg schon im 15. Jahrhundert
verzeichnet. Johann Frh. v. Schwarzenberg66 nahm 'Pranger in
die Bambergische Halsgerichtsordnung auf; von hier ging es in
die Karolina, die peinliche Halsgerichtsordnung Karls des Fünften,
und in die nhd. Schriftsprache über.
Die Form prenger begegnet uns auch sonst noch; z. B. im
15. Jahrhundert in einem Magdeburger Schöffenspruch für Dresden.
Hieher gehört wohl auch das magyarische pelenger ('Pranger’)67.
Andere Nebenformen sind pfranger, brangel, prange (z. B. Trautenau
1600), brangen (Appenzell, Glarus, Biberach); im übrigen über-
wiegt die schriftsprachliche Form beiweitem.
Pranger hat aber nicht nur die Nebenformen völlig verdrängt,
sondern auch die anderen synonymen Wörter, wie Kak, Schreiat,
Halseisen, Staupe, Stock, Breche, Prechel, Pfahl, Harfe, Ganten usw.
Dafür war gewiß die Karolina ausschlaggebend. Es ist interessant,
die entsprechenden Artikel der Bambergensis, der niederdeutschen
Bambergensis (die 1510 in Bostock bei Barkhusen erschien) und
der Karolina nebeneinander zu halten.
66 Über dessen Bedeutung in der Geschichte der Sprache vgl. Scheel,
Johann Frh. v. Schwarzenberg (1906), S. 284ff.
67 Zur Etymologie vgl. Falk-Torp, Norweg.-dän. etym. W.-B. II, 847.
— Thumb, Germanische Elemente im Neugriechischen (Germanistische Abh.
f. H. Paul [1902]), S. 251, stellt dazu das altital. branco Riegel, alban. prange
Riegel, Block zum Fesseln, türk, branka Kette der Galeerensträflinge, ngriech.
Tcpayyoc Querriegel, Kette. — Ob das Wort wirklich germanisch ist? Es steht
isoliert; das anlautende p spricht für ein Fremdwort. Bei einem Worte des
Zwanges wäre Entlehnung nichts Außergewöhnliches. Man denke an Peitsche,
Kantschu, u. a., mhd. temenitze oder an die französischen Wörter, die vor
mehr als 100 Jahren in der Pfalz geläufig wurden und in der Volkssprache
haften blieben: persong (= prison)\ bolles (= police, Polizeigefängnis), d?boo
(= depöt, Haftort), hussjee, huss (= huissier) usf.
 
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