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Frh. v. Künssberg:
deutschen69 drang das Wort in die nordischen Sprachen (dän. kag,
schwed. kak), ins Wendisch-Polabische (kokö)10, Polnische (kak)
und Lettische (käkis)n. Die Ausbreitung des schriftdeutschen
Wortes Pranger und das Abkommen der Kakstrafe haben das Wort
Kak absterben lassen. Es lebt aber noch im Kinderspiel72 und im
Yolkstümlichen Sprichwort73. Im Niederländischen gehört es noch
der Umgangssprache an.
Mit diesem Deckblatt 4 vgl. das Deckblatt 15, auf dem kak-
steen in Apenrade eingetragen ist.
Der Volksbrauch der Prangerweihe (kakwien)74 wurde bis 1417
in Magdeburg geübt, so daß wir also auch dort das Wort kak an-
nehmen können; es ist vielleicht nur zufällig noch nicht belegt.
c) Schreiat (Deckblatt 4).
Dieses Wort hat nur wenig Belege und ein ziemlich enges
Verbreitungsgebiet. Zweimal begegnet es in den althochdeutschen
Glossen: II 434, 62 catasta .i. genis poen%, harapha l ritipoume screia-
tun. II 451, 13 catasta rostum l screiatun. Es sind Handschriften
des 11. Jahrhunderts aus Augsburg und S. Emmeram; die Glossen
selbst gehen auf S. Gallen zurück. Das 13. Jahrhundert bringt
Erwähnungen aus Passau, Aachen, Augsburg, das 14. Jahrhundert
aus München, Mühldorf, Wien, Wiener-Neustadt, Steiermark,
Brünn, und dann scheint das Wort ungewöhnlich geworden zu sein,
denn es gibt fast nur mehr Entstellungen und Umschreibungen:
schra.i, schrein, schreig(e)t, schraubt, schreieit, schreiheit, wie ja schon
im Mühldorfer Stadtrecht schraytat steht. Umschreibungen sind
schraiseule, schreistatt. Schwabenspiegelhandschriften des 15. Jahr-
hunderts sprechen von scharlott vel an der schreiot, bzw. schriot.
Und so wollte Rockinger da, wo Lassberg (Art. 370) und Gengler
69 Yg]_ Falk-Torp, Norweg'.-isländ. etym. W.-B. I, 483. ■— Berneker,
Slav.-etym. W.-B. I, 470. — Zur Etymologie vgl. ferner Torp-Falk, Wort-
schatz d. germ. Spracheinheit 33f. His, Deutsches Strafrecht d. Mittel-
alters I, 573. Fränger, Der Bauern-Brueghel und das deutsche Sprichwort
(1923), S. 25.
70 Borchling, Der Anteil des Niederdeutschen am Lehnwörterschatz
der westslavischen Sprachen (Niederdeutsches Jahrbuch 37 [1911]), S. 82.
71 Sehwers, Lehnwörter im Lettischen, S. 149.
72 von Künssberg, Rechtsbrauch und Kinderspiel (1920), S. 54f.
73 von Künssberg, Rechtsgeschichte und Volkskunde (Jahrb. f. histor.
Volkskunde 1 [1925]), S. 73.
74 Ebd. 76.
Frh. v. Künssberg:
deutschen69 drang das Wort in die nordischen Sprachen (dän. kag,
schwed. kak), ins Wendisch-Polabische (kokö)10, Polnische (kak)
und Lettische (käkis)n. Die Ausbreitung des schriftdeutschen
Wortes Pranger und das Abkommen der Kakstrafe haben das Wort
Kak absterben lassen. Es lebt aber noch im Kinderspiel72 und im
Yolkstümlichen Sprichwort73. Im Niederländischen gehört es noch
der Umgangssprache an.
Mit diesem Deckblatt 4 vgl. das Deckblatt 15, auf dem kak-
steen in Apenrade eingetragen ist.
Der Volksbrauch der Prangerweihe (kakwien)74 wurde bis 1417
in Magdeburg geübt, so daß wir also auch dort das Wort kak an-
nehmen können; es ist vielleicht nur zufällig noch nicht belegt.
c) Schreiat (Deckblatt 4).
Dieses Wort hat nur wenig Belege und ein ziemlich enges
Verbreitungsgebiet. Zweimal begegnet es in den althochdeutschen
Glossen: II 434, 62 catasta .i. genis poen%, harapha l ritipoume screia-
tun. II 451, 13 catasta rostum l screiatun. Es sind Handschriften
des 11. Jahrhunderts aus Augsburg und S. Emmeram; die Glossen
selbst gehen auf S. Gallen zurück. Das 13. Jahrhundert bringt
Erwähnungen aus Passau, Aachen, Augsburg, das 14. Jahrhundert
aus München, Mühldorf, Wien, Wiener-Neustadt, Steiermark,
Brünn, und dann scheint das Wort ungewöhnlich geworden zu sein,
denn es gibt fast nur mehr Entstellungen und Umschreibungen:
schra.i, schrein, schreig(e)t, schraubt, schreieit, schreiheit, wie ja schon
im Mühldorfer Stadtrecht schraytat steht. Umschreibungen sind
schraiseule, schreistatt. Schwabenspiegelhandschriften des 15. Jahr-
hunderts sprechen von scharlott vel an der schreiot, bzw. schriot.
Und so wollte Rockinger da, wo Lassberg (Art. 370) und Gengler
69 Yg]_ Falk-Torp, Norweg'.-isländ. etym. W.-B. I, 483. ■— Berneker,
Slav.-etym. W.-B. I, 470. — Zur Etymologie vgl. ferner Torp-Falk, Wort-
schatz d. germ. Spracheinheit 33f. His, Deutsches Strafrecht d. Mittel-
alters I, 573. Fränger, Der Bauern-Brueghel und das deutsche Sprichwort
(1923), S. 25.
70 Borchling, Der Anteil des Niederdeutschen am Lehnwörterschatz
der westslavischen Sprachen (Niederdeutsches Jahrbuch 37 [1911]), S. 82.
71 Sehwers, Lehnwörter im Lettischen, S. 149.
72 von Künssberg, Rechtsbrauch und Kinderspiel (1920), S. 54f.
73 von Künssberg, Rechtsgeschichte und Volkskunde (Jahrb. f. histor.
Volkskunde 1 [1925]), S. 73.
74 Ebd. 76.