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Glaue, Paul [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 1. Abhandlung): Zur Geschichte der Taufe in Spanien, 2: Nachrichten über die Taufsitten bis 711: Konzilsbestimmungen und Schriftstellerzeugnisse — Heidelberg, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.38935#0019
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Zur Geschichte der Taufe in Spanien. II.

19

Jahre 538 in der spanischen Kirchenprovinz Galläcia diese Sitte
herrscht1, in einer anderen spanischen Kirchenprovinz, der Bätica,
die einmalige Untertauchung zum Zeichen der Rechtgläubigkeit
gegenüber dem Arianismus wurde. Wollte man hier die Sitte der
immersio simplex aufgeben, meint Gregor, so würden sich das die
Arianer als Sieg anrechnen; deswegen sollte man hier an dem
Brauch festhalten, wie ihn die Nicht-Arianer bisher schon geübt
hätten. Fürwahr, eine eigenartige kirchliche Diplomatie; indem
man von dem Zustand, den man bei sich selbst durchgeführt hat,
und der auch sonst als der richtige aufgefaßt wird, absieht, for-
muliert man aus kirchenpolitischer Einstellung heraus ohne Be-
denken den Grundsatz „bei Einigkeit im Glauben schadet Ver-
schiedenheit der Gebräuche nichts2.“ Es ist eine bewundernswerte
Anpassungsbereitschaft, ein Zeichen der Größe dieses Mannes.
c. Wie sich zu diesem Zwiespalt, der nun zwischen Galläcia
und Bätica in bezug auf die Taufsitte besteht, die dritte der spa-
nischen Kirchenprovinzen, die Tarraconensis, gestellt hat, ist uns
nicht deutlich. Die 3. Synode von Toledo v. J. 589, die im Anschluß
an den Eibertritt Reccareds für das Zurückdrängen und Ausschalten
des Arianismus in diesem Gebiete so bedeutungsvoll war, hat dazu
nicht Stellung genommen. Erst die 4. Synode von Toledo i. J. 633,
canon 6, trifft eine klare Entscheidung3, jedoch auch die letzte, die
wir haben: im vollen Gegensätze gegen die 1. Synode von Braga
561, unter Berufung auf Gregors Schreiben, das verlesen wurde
und das doch das Schreiben seines Vorgängers Vigilius völlig des-
avouierte, wird die einmalige Untertauchung angeordnet.
Mit dieser Synode stehen wir ja bezüglich der spanisch-kirch-
lichen Verhältnisse auf neuem Boden. Inzwischen hatte sich der
Gegensatz zwischen Arianern und Nicht-Arianern, Germanen und
Römern in den spanischen Kirchenprovinzen verloren. Beide
Gruppen hatten sich dank dem Schritte Reccareds und der weiteren
Kirchenpolitik der Könige einander angepaßt: nicht etwa das
1 Siehe o. S. 16 f. Oder hat das aufgehört, nachdem Leuwigild im Jahre
585 das Suevenreich eingezogen hatte?
2 Eine eigentliche Bekämpfung des Arianismus, von der Rietschel
s. o. spricht, war damit nicht beabsichtigt. Dazu bediente man sich anderer
Mittel, s. H. v. Schubert, Geschichte der christlichen Kirche im Frühmittel-
alter, 1921, S. 175f. „Der Rest der Glaubenstreuen — Arianer — wurde
niedergeschlagen.“
3 MSL 84, 567f.; Mansi, sacr. conc. coli. X 618 f.; Hefele‘ Conc.
Gesch. III, 72ff.

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