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Jänecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 3. Abhandlung): Die drei Streitfragen am Grabmal Theoderichs — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38937#0019
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Die drei Streitfragen am Grabmal Theoderichs.

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fallen habe, besonders große Steinblöcke zu versetzen (Orthostaten
in Baalbek rund 4:4:20 m), so haben sie dabei vergessen, hinzuzu-
fügen, daß diese und andere Riesen des Altertums z.B. Obelisken oder
hohe Säulenschäfte, Blöcke ohne jeden Zierrat waren und daß
Beispiele wie der verzierte Bekrönungsstein am Lysikratesdenkmal
wegen der Kleinheit des Steins (etwas über 2 m hoch) als Vergleich
gar nicht in Frage kommen können. Beim Kuppelsteine Theoderichs
handelt es sich aber um einen im Innern durch eine sorgfältig ge-
meißelte Höhlung ausgearbeiteten, imÄußern durch diel20sen und
im Scheitel reich gegliederten Riesenstein, der weder in der Baukunst
der Antike noch sonstwo seinesgleichen hat1. Auch Durms Ver-
gleich der Ösen mit den strebepfeilerartigen Ansätzen der Hagia-
Sofia-Ivuppel kann wegen des ganz anderen Materials (Mörtel-
werk) und Zweckes nicht in Betracht kommen, auch die spätere
Entstehungszeit dieser Kuppel (533—537 bzw. 554) spricht hier
dagegen. Eher könnte die im Äußern ähnlich flach in die Er-
scheinung tretende Kuppel des Pantheon den Gedanken der flachen
Kuppellinie in Ravenna angeregt haben, aber auch nicht mehr
als das. Ausgeschlossen ist es auch nicht, daß altetrurische Grab-
kuppeln wie sie z.B. Ganina in seiner Rekonstruktion von Caere
gezeichnet hat, von Einfluß waren2. Die Rundform im obersten
Teile von Grabmälern war jedenfalls während der Antike üblich
(Grabmal der Plautier, der Cäcilia Metella, tempio della Tosse u. a.)
Aber bei all diesen Anregungen von außen her: die Aus-
bildung von Theoderichs Kuppelstein bleibt einzig in
der Kunstgeschichte.
Richtig ist zweifellos, wie Riesenberg hervorhebt, daß dieser
Kuppelstein ebenso wie die überflüssigerweise mit Haken versehenen
Bogen- und Gewölbesteine des Untergeschosses einen ganz offen-
kundigen Mangel an Vertrautheit mit der Wölbtechnik verraten,
die den gotischen, nur am Holzbau geschulten Bauleuten etwas
völlig Neues war. Es liegt darin ein ganz unbestreitbarer Rückfall
in die einfachste Möglichkeit der Raumüberdeckung durch einen
einzigen Deckstein, der durch seine bogenförmige Aushöhlung im
Innern eine Wölbung nur vortäuscht. Von diesem Kuppelstein als
von „einem Wunder altchristlicher Bautechnik“ zu reden, wie das
1 Ohne jeden Anhalt ist die Annahme, daß auf dem Kuppelsteine früher
12 Figuren (8 Apostel, 4 Evangelisten) und in der Mitte vielleicht eine pla-
stische Bekrönung gestanden habe.
2 Abgebildet u. a. bei Haarhaus, Rom. Seemann, Leipzig 1927 S. 496.

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