Kyrios Jesus.
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Solche Beobachtungen betreffen nur das Ganze der Periode;
ihnen gesellen sich zahlreiche andere, die die einzelnen Strophen
aufweisen. Die ersten drei Strophen sind dadurch charakterisiert,
daß in jeder das Verbum von zwei Partizipien umrahmt ist; nur die
erste zeigt statt eines zweiten Partizipiums einen substantivierten
Infinitiv. In den letzten treten an die Stelle der partizipialen nur
nominale Wendungen. Die Wortstellung ist überall eigentümlich
und widerspricht der bei Paulus sonst gewohnten Art der Rede.
So nennt, um nur einiges zu erwähnen, die erste Strophe das ent-
ferntere Objekt vor dem näheren, so sind in der zweiten die Parti-
zipien asyndetisch nebeneinander gesetzt. Die fünfte trennt gar
die Genetive von dem regierenden Nomen, zu dem sie gehören,
die sechste unterbricht durch den Ruf: „Kyrios ist Jesus Christus“
den Zusammenhang der ersten und dritten Zeile. Endlich ist noch
ein sachliches Moment zu berühren. Wie die Periode durch ein
betontes „Derhalben“ in zweimal drei Strophen zerlegt ist, so liegt
hier auch die gedankliche Wende. In drei Strophen wird der Gang
Christi vom Himmel zur Erde in den Tod geschildert, in abermals
drei Strophen seine Erhöhung über die Welt. Und wie die Hälften
formal durch bezeichnende Partikeln gegliedert sind, so ist es auch
ihr Inhalt. Die erste und vierte Strophe sprechen von einem himm-
lischen Ratschluß bzw. von einer göttlichen Tat, und beide Male
wird das Wunder, das mit ihnen gesetzt ist, schlicht erzählt. Die
jeweils folgenden, die von dem geschichtlichen Leben Christi und
dem Preis der Kreatur reden — beide Male mit je zwei Verben —,
sind die klare Folge des zuvor Geschilderten.
Alle diese Beobachtungen, von denen einzelne vielleicht viel-
deutig sind, zwingen zu dem Schluß, daß hier nicht ein Stück ge-
wöhnlicher brieflicher Rede, auch nicht eine rhetorisch gesteigerte
Prosa, sondern ein sorgsam komponiertes und bis in alle Einzel-
heiten hinein abgewogenes strophisches Gebilde, ein carmen
Christi in strengem Sinne vorliegt. Es ist auch nicht nur das
Bruchstück eines größeren Ganzen; denn es beginnt in der Ewigkeit
Gottes und mündet in ihr. So ist es inhaltlich vollständig, mögen
vielleicht auch eine einleitende Aufforderung zum Preise der Taten
Gottes oder ein ähnlicher Schluß fortgefallen sein, wie etwa die
Oden Salomos solche Stücke fast stets zeigen.
Mit der Erkenntnis, daß dieser Abschnitt ein Stück urchrist-
licher Psalmdichtung darstellt, erhebt sich eine Fülle weiterer Fra-
gen. Die erste, ob dieses Gedicht aus Anlaß des Philipperbriefes,
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Solche Beobachtungen betreffen nur das Ganze der Periode;
ihnen gesellen sich zahlreiche andere, die die einzelnen Strophen
aufweisen. Die ersten drei Strophen sind dadurch charakterisiert,
daß in jeder das Verbum von zwei Partizipien umrahmt ist; nur die
erste zeigt statt eines zweiten Partizipiums einen substantivierten
Infinitiv. In den letzten treten an die Stelle der partizipialen nur
nominale Wendungen. Die Wortstellung ist überall eigentümlich
und widerspricht der bei Paulus sonst gewohnten Art der Rede.
So nennt, um nur einiges zu erwähnen, die erste Strophe das ent-
ferntere Objekt vor dem näheren, so sind in der zweiten die Parti-
zipien asyndetisch nebeneinander gesetzt. Die fünfte trennt gar
die Genetive von dem regierenden Nomen, zu dem sie gehören,
die sechste unterbricht durch den Ruf: „Kyrios ist Jesus Christus“
den Zusammenhang der ersten und dritten Zeile. Endlich ist noch
ein sachliches Moment zu berühren. Wie die Periode durch ein
betontes „Derhalben“ in zweimal drei Strophen zerlegt ist, so liegt
hier auch die gedankliche Wende. In drei Strophen wird der Gang
Christi vom Himmel zur Erde in den Tod geschildert, in abermals
drei Strophen seine Erhöhung über die Welt. Und wie die Hälften
formal durch bezeichnende Partikeln gegliedert sind, so ist es auch
ihr Inhalt. Die erste und vierte Strophe sprechen von einem himm-
lischen Ratschluß bzw. von einer göttlichen Tat, und beide Male
wird das Wunder, das mit ihnen gesetzt ist, schlicht erzählt. Die
jeweils folgenden, die von dem geschichtlichen Leben Christi und
dem Preis der Kreatur reden — beide Male mit je zwei Verben —,
sind die klare Folge des zuvor Geschilderten.
Alle diese Beobachtungen, von denen einzelne vielleicht viel-
deutig sind, zwingen zu dem Schluß, daß hier nicht ein Stück ge-
wöhnlicher brieflicher Rede, auch nicht eine rhetorisch gesteigerte
Prosa, sondern ein sorgsam komponiertes und bis in alle Einzel-
heiten hinein abgewogenes strophisches Gebilde, ein carmen
Christi in strengem Sinne vorliegt. Es ist auch nicht nur das
Bruchstück eines größeren Ganzen; denn es beginnt in der Ewigkeit
Gottes und mündet in ihr. So ist es inhaltlich vollständig, mögen
vielleicht auch eine einleitende Aufforderung zum Preise der Taten
Gottes oder ein ähnlicher Schluß fortgefallen sein, wie etwa die
Oden Salomos solche Stücke fast stets zeigen.
Mit der Erkenntnis, daß dieser Abschnitt ein Stück urchrist-
licher Psalmdichtung darstellt, erhebt sich eine Fülle weiterer Fra-
gen. Die erste, ob dieses Gedicht aus Anlaß des Philipperbriefes,