Kyrios Jesus.
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In gleicher Weise ist auch Sinn und Ziel der Sendung des
„Sohnes“ beschrieben: „daß er den Teufel vernichtet, der die
Macht des Todes hat“ (2, 14). Menschensohn und Teufel sind also
auch hier die widerstreitenden Mächte, und ihr Kampf, der Sieg des
ersten und die Niederlage des letzten sind von Gott bestimmt und
nur in einem geschichtlichen Dasein auszutragen. Daher bezeichnen
Geburt und Tod die Grenzen, zwischen denen das geschichtliche
Leben als ein steter Kampf verläuft; die Geburt ist der Beginn des
Kampfes, der Tod ist seine Vollendung, d. h. der Sieg. Es sind die
beiden Grenzpunkte, die auch der Philipperpsalm als die einzig
bedeutsamen Ereignisse heraushebt. Aber wenn nun der Lauf des
geschichtlichen Daseins als eine stete Versuchung hingestellt ist,
so scheint das wenig mit den Worten übereinzukommen, die unser
Hymnus nennt: „Und ob er gleich als Menschensohn erfunden
ward“. Doch gerade diese Worte enthalten deutlich genug das
Motiv der Versuchung. Wenn „Menschensohn“-sein bedeutet, in
einem geschichtlichen Leben die Zuordnung zu zwei entgegen-
gesetzten Welten tragen, so ist ihr bitterer Kampf in die Menschen-
sohngestalt selbst verlegt, und nur durch die immer wiederholte
Tat des Gehorsams zu lösen. Was anderes bedeutet aber „Ver-
suchung“ ? Sie ist kein allgemeines Menschenschicksal, wie man
wohl auf Grund der Worte „versucht gleich wie wir“ (4,15) inter-
pretiert hat; denn diese „Wir“ sind nicht „die Menschen“ in irgend-
einem abstrakten Sinne, sondern die „Brüder“, die „Gläubigen“.
Ihnen ist, so darf man scharf sagen, durch den Glauben die Mög-
lichkeit gegeben, „versucht zu werden“ — ein Sünder kann nicht
versucht werden —; sie können nur als Gläubige die Gabe und
Aufgabe tragen, den im Glauben verliehenen „Anteil an der himm-
lischen Berufung“ (3, 1) gegen den Anprall von Natur und Ge-
schichte, und das heißt gegen „die Macht des Todes und des Teufels“
zu bewahren und zu bewähren. So ist die in der Geschichte
erschienene göttliche Gestalt das Vorbild des steten „Geprüft-
werdens“ und der bewährten Treue in allen Prüfungen. Dann ist
aber auch die reine Menschlichkeit, die das Christusbild des He-
dankens von der Präexistenz über ein geschichtliches Dasein zur Postexistenz
ist hier wie dort gleich. In dem Worte eSo^aoev klingt zudem der Kyrios-
begriff, mit dem der der So^a ursprünglich verbunden ist, deutlich an, wie in
Trpoaayopsu&eic; der des „Namens“. So wird schon hier deutlich, daß der
IJebr. in dem Motiv des Hohenpriesters erhalten und verwandelt hat, was
in dem Psalm in den Begriffen Menschensohn und Kyrios gesetzt war.
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In gleicher Weise ist auch Sinn und Ziel der Sendung des
„Sohnes“ beschrieben: „daß er den Teufel vernichtet, der die
Macht des Todes hat“ (2, 14). Menschensohn und Teufel sind also
auch hier die widerstreitenden Mächte, und ihr Kampf, der Sieg des
ersten und die Niederlage des letzten sind von Gott bestimmt und
nur in einem geschichtlichen Dasein auszutragen. Daher bezeichnen
Geburt und Tod die Grenzen, zwischen denen das geschichtliche
Leben als ein steter Kampf verläuft; die Geburt ist der Beginn des
Kampfes, der Tod ist seine Vollendung, d. h. der Sieg. Es sind die
beiden Grenzpunkte, die auch der Philipperpsalm als die einzig
bedeutsamen Ereignisse heraushebt. Aber wenn nun der Lauf des
geschichtlichen Daseins als eine stete Versuchung hingestellt ist,
so scheint das wenig mit den Worten übereinzukommen, die unser
Hymnus nennt: „Und ob er gleich als Menschensohn erfunden
ward“. Doch gerade diese Worte enthalten deutlich genug das
Motiv der Versuchung. Wenn „Menschensohn“-sein bedeutet, in
einem geschichtlichen Leben die Zuordnung zu zwei entgegen-
gesetzten Welten tragen, so ist ihr bitterer Kampf in die Menschen-
sohngestalt selbst verlegt, und nur durch die immer wiederholte
Tat des Gehorsams zu lösen. Was anderes bedeutet aber „Ver-
suchung“ ? Sie ist kein allgemeines Menschenschicksal, wie man
wohl auf Grund der Worte „versucht gleich wie wir“ (4,15) inter-
pretiert hat; denn diese „Wir“ sind nicht „die Menschen“ in irgend-
einem abstrakten Sinne, sondern die „Brüder“, die „Gläubigen“.
Ihnen ist, so darf man scharf sagen, durch den Glauben die Mög-
lichkeit gegeben, „versucht zu werden“ — ein Sünder kann nicht
versucht werden —; sie können nur als Gläubige die Gabe und
Aufgabe tragen, den im Glauben verliehenen „Anteil an der himm-
lischen Berufung“ (3, 1) gegen den Anprall von Natur und Ge-
schichte, und das heißt gegen „die Macht des Todes und des Teufels“
zu bewahren und zu bewähren. So ist die in der Geschichte
erschienene göttliche Gestalt das Vorbild des steten „Geprüft-
werdens“ und der bewährten Treue in allen Prüfungen. Dann ist
aber auch die reine Menschlichkeit, die das Christusbild des He-
dankens von der Präexistenz über ein geschichtliches Dasein zur Postexistenz
ist hier wie dort gleich. In dem Worte eSo^aoev klingt zudem der Kyrios-
begriff, mit dem der der So^a ursprünglich verbunden ist, deutlich an, wie in
Trpoaayopsu&eic; der des „Namens“. So wird schon hier deutlich, daß der
IJebr. in dem Motiv des Hohenpriesters erhalten und verwandelt hat, was
in dem Psalm in den Begriffen Menschensohn und Kyrios gesetzt war.