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Hermann Günxert :
34, 204; Herbig aaO. 767), um jeden Zweifel an der ursprünglich
nichtgriechischen Namensform verstummen zu lassen: Diese Laphria,
später der Artemis gleichgesetzt, war eine Spielart der bekannten
kretischen «Herrin der Tiere».
20. Durch das Suffix ist ferner als vorgriechisch erwiesen Λάπι-
■θ-ος, der Name eines Gebirgs in Arkadien (heute die Berge Kaiapha
und Smerna); am Taygetos lag das spartanische Λαπιθ-αΐον; Λάπεθος
heißt eine Stadt an der Nordküste von Kypros mit der Nebenform
ΛάπαΑος in gebirgiger Lage. Ferner bietet sich Λαπατίη, der Name
eines Vorgebirgs an der Nordküste Spaniens (Ptolem. II, 6, 4). Am
Südabhange des Olymps lag die Feste Λαπαθοΰς, Accus. Lapathunta
(bei Livius 44, 6) oberhalb des Tempetals. Bei Ragusa gibt es die
steinige Halbinsel Lapad, 1272 als Lapida belegt. Diese Wörter
gehen auf die r-lose Form lapa- zurück, die wir in Lava usw. vor-
gefunden haben: Gerade Formen mit und ohne r sind für die
Formen «ägäisch-kleinasiatischer» bezeichnend, wie nochmals be-
tont sei (s. o. § 7). Gewiß sind ferner die inschriftlich bezeugten
Völkernamen Λαπιστρ-ηνό-ς, Λαπειστρεύς aus dem phrygisch-pisidi-
schen Grenzland auf unseren Stamm zu beziehen. Auch erinnere
ich an lydisch Λαπισας (s. o. § 6).
21. Wie von selbst reiht sich jetzt der Völkername der Lapithen,
der Λαπίθ-αι, an, wie das vorindogermanische Adelsvolk im nörd-
lichen Thessalien hieß; es saß nach Homer (II. II, 738f.) in den
Burgen Argissa, Gyrtone, Orthe, Elone und Oloosson: es ist, wie
auch diese Eigennamen ihrer Burgen zeigen, «pelasgisches» Gebiet,
noch in nachhomerischer Zeit. Die oben erwähnten Namen Lapithos
und Lapithaion auf der Peloponnes zeigen aber an, daß auch sonst
solche Herrensitze vorkamen. In der Sage vom Kampf der Lapithen
und Kentauren klingt noch dunkel eine Kunde nach von dem
Streit der alteingesessenen Adelsfamilien «ägäischen» Stammes, die
auf ihren festen Burgen und Steinfesten hausten, mit vom Norden
her einbrechenden indogermanischen Reitervölkern; haben doch erst
die Indogermanen das gezähmte Pferd, das sie noch nicht als Arbeits-
tier gebrauchten, in Europa verbreitet. Später wurden diese Burg-
herren in der Sage zu riesenhaften Helden der Vorzeit. Noch Nestor
rühmt sich ja gern seiner Erinnerung an die kraftvolleren Menschen
seiner Jugendtage. Die Götter dieser von indogermanischen Völker-
stämmen unterworfenen Ureinwohner wurden gestürzt und in den
Tartaros und tiefe Felsgebirge gestürzt, wie Kronos, die Giganten
und Titanen, wenn man sie nicht übernahm und heimischen Gott-
Hermann Günxert :
34, 204; Herbig aaO. 767), um jeden Zweifel an der ursprünglich
nichtgriechischen Namensform verstummen zu lassen: Diese Laphria,
später der Artemis gleichgesetzt, war eine Spielart der bekannten
kretischen «Herrin der Tiere».
20. Durch das Suffix ist ferner als vorgriechisch erwiesen Λάπι-
■θ-ος, der Name eines Gebirgs in Arkadien (heute die Berge Kaiapha
und Smerna); am Taygetos lag das spartanische Λαπιθ-αΐον; Λάπεθος
heißt eine Stadt an der Nordküste von Kypros mit der Nebenform
ΛάπαΑος in gebirgiger Lage. Ferner bietet sich Λαπατίη, der Name
eines Vorgebirgs an der Nordküste Spaniens (Ptolem. II, 6, 4). Am
Südabhange des Olymps lag die Feste Λαπαθοΰς, Accus. Lapathunta
(bei Livius 44, 6) oberhalb des Tempetals. Bei Ragusa gibt es die
steinige Halbinsel Lapad, 1272 als Lapida belegt. Diese Wörter
gehen auf die r-lose Form lapa- zurück, die wir in Lava usw. vor-
gefunden haben: Gerade Formen mit und ohne r sind für die
Formen «ägäisch-kleinasiatischer» bezeichnend, wie nochmals be-
tont sei (s. o. § 7). Gewiß sind ferner die inschriftlich bezeugten
Völkernamen Λαπιστρ-ηνό-ς, Λαπειστρεύς aus dem phrygisch-pisidi-
schen Grenzland auf unseren Stamm zu beziehen. Auch erinnere
ich an lydisch Λαπισας (s. o. § 6).
21. Wie von selbst reiht sich jetzt der Völkername der Lapithen,
der Λαπίθ-αι, an, wie das vorindogermanische Adelsvolk im nörd-
lichen Thessalien hieß; es saß nach Homer (II. II, 738f.) in den
Burgen Argissa, Gyrtone, Orthe, Elone und Oloosson: es ist, wie
auch diese Eigennamen ihrer Burgen zeigen, «pelasgisches» Gebiet,
noch in nachhomerischer Zeit. Die oben erwähnten Namen Lapithos
und Lapithaion auf der Peloponnes zeigen aber an, daß auch sonst
solche Herrensitze vorkamen. In der Sage vom Kampf der Lapithen
und Kentauren klingt noch dunkel eine Kunde nach von dem
Streit der alteingesessenen Adelsfamilien «ägäischen» Stammes, die
auf ihren festen Burgen und Steinfesten hausten, mit vom Norden
her einbrechenden indogermanischen Reitervölkern; haben doch erst
die Indogermanen das gezähmte Pferd, das sie noch nicht als Arbeits-
tier gebrauchten, in Europa verbreitet. Später wurden diese Burg-
herren in der Sage zu riesenhaften Helden der Vorzeit. Noch Nestor
rühmt sich ja gern seiner Erinnerung an die kraftvolleren Menschen
seiner Jugendtage. Die Götter dieser von indogermanischen Völker-
stämmen unterworfenen Ureinwohner wurden gestürzt und in den
Tartaros und tiefe Felsgebirge gestürzt, wie Kronos, die Giganten
und Titanen, wenn man sie nicht übernahm und heimischen Gott-