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Nikolaus [Hrsg.]; Kallen, Gerhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1935/36, 3. Abhandlung): De auctoritate presidendi in concilio generali — Heidelberg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.41986#0037
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Cusanus-Texte II: 1. Die auctoritate presidendi.

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der,,glänzendsten Erscheinungen der spätmittelalterlichen Kirche1“,
bestätigt. Um so mehr überrascht der Wechsel seiner Gesinnung
schon im ersten Jahre seines Pontifikats, seine Kampfansage an
das Konzil. Sie mußte in Basel als ein unerhörter Angriff emp-
funden werden. Am 23. Dezember 1431 erschien in Basel Bischof
Daniel von Parenzo, der als päpstlicher Gesandter von dem nichts
Böses ahnenden Konzil und von der Stadt Basel mit großen Feier-
lichkeiten empfangen und geehrt wurde2. Um so niederschmettern-
der wirkte die Nachricht, daß der Legat den Auftrag habe, dem
Konzil die Auflösungsbulle zu überbringen. Dieser selbst zögerte sie
bekanntzugeben, als er in Basel eine ganz andere, friedlichere Atmo-
sphäre fand, als sie ihm in Rom geschildert worden war. Am
schmerzlichsten war der Konzilspräsident Cesarini betroffen. Er
mochte ahnen, daß die Furcht vor dem Konzil, vor Reformen die
eigentliche Triebfeder des Papstes war, daß erlogene, entstellte Be-
richte über das Konzil in Rom ein übriges getan hatten3. In einem
eingehenden Schreiben beschwor er Eugen mit gewichtigen Grün-
den, den Beschluß zurückzunehmen, auch an die Kardinäle wandte
er sich, die ja die Auflösungsbulle mit unterzeichnet hatten4.
Das Konzil selbst ließ sich aber nicht einschüchtern. Die Ver-
handlungen in den ersten Monaten des Jahres 1432 waren einhellig
auf den Ton abgestimmt, an den Konstanzer Entscheidungen fest-
zuhalten5: 1. Die Synode von Basel ist ein allgemeines, im heiligen
Geiste versammeltes Konzil, das die Gesamtkirche repräsentiert
und seine Gewalt unmittelbar von Christus erhält6. 2. Ihren Be-
1 F. v. Bezold, König Sigmund und die Reichskriege gegen die Hussiten
III, 101; über Cesarini s. auch Pastor, S. 278ff. und die dort S. 279 ange-
führte Literatur. Eine befriedigende Würdigung des Kardinals vermißt man
schmerzlich.
2 Joannis de Segovia Historia Gestorum Generalis Synodi Basiliensis
in Monumenta Conciliorum Generalium seculi decimi quinti. Concilium
Basileense Scriptorum, Tom. II, p. 63sqq. (im folgenden zitiert: MC): De in-
choacione pugne diutissime continuate inter papam Eugenium et concilium
Basiliense. Siehe ferner Concilium Basiliense. Studien und Quellen zur
Geschichte des Konzils von Basel, hrsg. von J. Haller u. a., 1896ff. (zitiert
CB, Haller), II, S. 21. Über Johannes von Segovia und seine Schriften
s. Haller, a. a. O., I, S. 20ff.
3 Ygl. hierüber Haller I, S. 117ff.
4 MC, II, p. 95sqq., 107sq., 109sqq. Ygl. dazu J. M. Düx, Der deutsche
Kardinal Nicolaus von Cusa und die Kirche seiner Zeit, 1847, Bd. I, S. 184ff.
5 MC II, 120sqq., 124sq. Dazu Düx I, S. 190f.
6 Siehe Anhang, n. 2 a.
 
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