Cusanus-Texte II: 1. De auctoritate presidendi.
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hat sie Pate gestanden bei den Anfängen des weltlichen .Staats-
rechtes. An dem einen Begriff der repraesentatio ließ sich ver-
folgen, wie ein neuer Rechtsbegriff des privaten Rechtsverkehrs,
wie der Begriff der .Stellvertretung fruchtbar gemacht werden
konnte für das Beamtenrecht und für den modernen Staat über-
haupt, für den absolutistischen Staat ebenso wie für den repräsen-
tativen Verfassungsstaat. So wirkt sich jene Zeitenwende aus bis
in die Gegenwart.
Die Abkehr vom Individualismus leitet deutlich abermals
eine Zeitenwende ein. Die Haltlosigkeit der vielen Einzelnen
verlangt wieder nach einer bindenden Einheit, einer Einheit in
der Vielheit. Eine solche Zeit mußte nach neuen Formen auch
des staatlichen Zusammenlebens suchen. Ihr müßte die Lehre des
Cusanus weit mehr zu sagen haben als jenen Jugendjahren des
Individualismus, in denen sie entstand. Das ist aber nicht so zu
verstehen, als ob die Gegenwart eine Erneuerung der mittelalter-
lichen Ordnung werden sollte, oder auch nur werden könnte. Das
Rad der Weltgeschichte läßt sich nicht rückwärts drehen. Für
Nikolaus war die Weltordnung Ausfluß und Ausdruck des gött-
lichen Willens. Er selbst war ja ausgezogen, in seiner Philosophie
„das wilde Einhorn der Gottheit einzufangen“. Es kann sich also
nur darum handeln, seine Lehre sinngemäß auszudeuten. Die
ethische Haltung, die er von allen einzelnen verlangt, wird
wieder zur Voraussetzung einer Zeit in der es gilt, in einem
Volk, das sich als Ganzes fühlt, aus der Ganzheit und der
völkischen Eigenart heraus die Einheit in der Vielheit zu gestalten,
das Ganze in jedem Einzelnen zu „vergegenwärtigen“ und
hinwiederum die Einzelnen als Träger des Ganzen durch eine
Gemeinschaft des Willens in jener allumfassenden concordantia
zusammenzuschließen.
1 Einer besonderen Abhandlung über die Reichsreformvorschläge des
Cusanus, die im Verlage von F. Meiner, Leipzig zusammen mit einer Über-
setzung der einschlägigen Kapitel aus der Schrift De concordantia catholica
erscheint, sind weitere Ausführungen über seine politische Gegenwartsnähe
Vorbehalten.
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hat sie Pate gestanden bei den Anfängen des weltlichen .Staats-
rechtes. An dem einen Begriff der repraesentatio ließ sich ver-
folgen, wie ein neuer Rechtsbegriff des privaten Rechtsverkehrs,
wie der Begriff der .Stellvertretung fruchtbar gemacht werden
konnte für das Beamtenrecht und für den modernen Staat über-
haupt, für den absolutistischen Staat ebenso wie für den repräsen-
tativen Verfassungsstaat. So wirkt sich jene Zeitenwende aus bis
in die Gegenwart.
Die Abkehr vom Individualismus leitet deutlich abermals
eine Zeitenwende ein. Die Haltlosigkeit der vielen Einzelnen
verlangt wieder nach einer bindenden Einheit, einer Einheit in
der Vielheit. Eine solche Zeit mußte nach neuen Formen auch
des staatlichen Zusammenlebens suchen. Ihr müßte die Lehre des
Cusanus weit mehr zu sagen haben als jenen Jugendjahren des
Individualismus, in denen sie entstand. Das ist aber nicht so zu
verstehen, als ob die Gegenwart eine Erneuerung der mittelalter-
lichen Ordnung werden sollte, oder auch nur werden könnte. Das
Rad der Weltgeschichte läßt sich nicht rückwärts drehen. Für
Nikolaus war die Weltordnung Ausfluß und Ausdruck des gött-
lichen Willens. Er selbst war ja ausgezogen, in seiner Philosophie
„das wilde Einhorn der Gottheit einzufangen“. Es kann sich also
nur darum handeln, seine Lehre sinngemäß auszudeuten. Die
ethische Haltung, die er von allen einzelnen verlangt, wird
wieder zur Voraussetzung einer Zeit in der es gilt, in einem
Volk, das sich als Ganzes fühlt, aus der Ganzheit und der
völkischen Eigenart heraus die Einheit in der Vielheit zu gestalten,
das Ganze in jedem Einzelnen zu „vergegenwärtigen“ und
hinwiederum die Einzelnen als Träger des Ganzen durch eine
Gemeinschaft des Willens in jener allumfassenden concordantia
zusammenzuschließen.
1 Einer besonderen Abhandlung über die Reichsreformvorschläge des
Cusanus, die im Verlage von F. Meiner, Leipzig zusammen mit einer Über-
setzung der einschlägigen Kapitel aus der Schrift De concordantia catholica
erscheint, sind weitere Ausführungen über seine politische Gegenwartsnähe
Vorbehalten.