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Die Vatikanischen Handschriften.

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den wird man nicht mit allzuviel Zuversicht an die oben gekenn-
zeichnete Aufgabe herangehen. Gleichwohl dürfte sie zum großen
Teil lösbar sein, wenn man nur die in der Hs. C selbst gegebenen
Momente sorgfältig berücksichtigt: vor allem die Veränderung
der Schriftzüge des Cu sanus im Laufe von zwei Jahrzehnten und
die Verschiedenheit der Tinte, die von Hellgrau bis Tiefschwarz
variiert1. Dazu kommen naturgemäß inhaltliche Momente, ins-
besondere Rückverweise. Weiter unten werden wir bei der Datie-
rungsfrage durch einige Beispiele zeigen, in welchem Maße man die
einzelnen Schichten der Hs. C gegeneinander abgrenzen kann2.
Wenden wir uns nun den beiden Vatikanischen Hss. zu,
von denen uns allerdings hier zunächst nur Y1 lr—92 v beschäftigt.
Vat. lat. 1244 (Vx) und 1245 (V2) sind Pergamenthss., von denen
jene außer dem Registerblatt 137 in zwei Spalten beschriebene
Blätter, diese 292 Blätter und zwei Registerblätter umfaßt. Die
Güte des Pergaments, die Sorgfalt der Kopie, die herrlichen Illustra-
tionen der ersten Blätter und die schönen Initialen zu Beginn der
einzelnen Predigten zeigen, welchen Wert der Kardinal dieser
Sammlung seiner Predigten beigemessen hat. Aus der Korrespon-
denz mit dem Kloster Tegernsee sind wir über den Zeitpunkt, an dem
er sie in Auftrag gab, ziemlich genau unterrichtet. Am 16. August
1454 schreibt er an Bernhard von Waging, er beabsichtige, seine
Predigten in Buchform herauszugeben3. Wahrscheinlich hatten die
1 Vielleicht ist auch die Verschiedenheit des Papiers zu beachten; ob-
wohl das Format der Blätter 17—140 von vornherein gleich groß war — die
Blätter sind nicht etwa erst im 18. Jahrhundert gleichmäßig beschnitten wor-
den, als der jetzige Einband hergestellt wurde —, lassen sich sehr viele ver-
schiedene Wasserzeichen feststellen. Ob sich mit ihrer Hilfe erweisen läßt,
daß das Entwurfbuch allmählich durch Hinzufügung von Bogen erweitert
wurde, müßte erst untersucht werden.
2 Vgl. S. 32f.
3 Vgl. E. Vansteenberghe, Autour de la Docte ignorance (Beiträge zur
Gesch. d. Philos. d. MA. XIV, 2—4), 1915, 140 Nr. 22: ,,De sermonibus meis
propono librum facere et emendare si potero quantocius. Omnia mea vestra
sunt.“ In seinem Buch Nicolas de Cues weist V. (S. 157) auch auf diese Worte
hin und sagt dazu im Text: Les notes (gemeint sind die Predigtentwürfe) ,,ont
ete revues par lui, et retouchees pour etre rassemblees en volumes, peut-etre
meme preparees pour l’impression, comme semblent indiquer de nombreux
renvois ä des sermons preches ailleurs, ou meme ä des ouvrages qui ne furent
jamais composes que pour etre lus.“ Soweit sich die Arbeit des Cusanus durch
einen Vergleich von C und Vx nachprüfen läßt, hat er in seinen Entwurf-
büchern nichts korrigiert; emendare kann sich nur auf die Kopie beziehen,
und in \q und V2 findet man ja viele Korrekturen, die zweifellos von Cusanus
 
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