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Josef Koch Cusanus-Texte: I. Predigten 2/5.

dritte ,,Ibant magi“, die der Registrator übersehen hat. Vansteen-
berghe notiert — den Spuren des Registrators folgend — alle drei
für den 6. Januar 14391. Wie liegen die Dinge in Wirklichkeit ?
Die erste Predigt ,,Intrantes“ ist sowohl in G als in Y1 datiert: In
die Epiphanie anno 1439, die beiden andern aber nicht. „Intrantes“
hat keine Einleitung; Cu sanus beginnt mit einer Disposition:
a) Primo quomodo magi intraverunt domum etc., ut alibi secun-
dum historiam cum suis annexis, b) Et quia domus capitur pro
ecclesia militanti ... et pro ecclesia triumphanti ... et capitur
domus pro ecclesia manufacta . . ., ideo secundo loco de ecclesia
secundum hoc aliquid dicendum, quia est hodie festum ecclesie etc.
c) Et quia etiam domus est fidelis anima . . ., ideo de hac domo, et
quomodo ipsam nostram domum intrare debeamus, ut inveniamus
puerum cum Maria matre eius, et quomodo procidentes adorare
debemus, tertio loco dicendum est brevissime. Während der erste
Teil mit dem oben angeführten Satz abgetan ist, werden die beiden
andern Teile ausgeführt (Vj 7va—8va; 8va—9ra). Im dritten
Teil finden sich längere Ausführungen über die Gotteslästerung,
die sich deutlich als Auszug aus der Predigt „Afferte“ darstellen:
die Argumente, Reispiele und Autorenzitate sind weithin die glei-
chen. Während aber in „Afferte“ die entsprechenden Darlegungen
sehr sorgfältig ausgeführt sind, ist in „Intrantes“ alles etwas ab-
gekürzt, so daß kein Zweifel über die Priorität von „Afferte“ be-
stehen kann. Worauf bezieht sich nun das alibi im ersten Satz?
Da die Predigt „Ibant“ eine sehr lebendige Darstellung des Ge-
suches der Magier in Rethlehem enthält, so ist mit gutem Grund
anzunehmen, daß Gusanus auf diese Predigt zurückverweist. Mit
andern Worten: die Predigten „Ibant“ und,,Afferte “liegen
vor 1439. Prüft man nun C, so ist „Afferte“ mit der blassen Tinte
geschrieben, die man auch bei der Predigt „Gloria“ (das Datum
ist in C leider nicht mehr zu lesen) findet; die Schriftzüge von
„Ibant“ und die hier verwendete Tinte erinnern an die Notizen
über den Glauben, die sich f. 18v und 19r finden. Nun ist diese
Predigt aber mit Korrekturen in dunkler Tinte durchsetzt, und
ebenso ist „Intrantes“ mit dunkler Tinte geschrieben, so daß man
als vorläufiges Ergebnis annehmen kann: die Predigt „Afferte“
ist die älteste (um 1431), dann folgt „Ibant“ und endlich
„Intrantes“; d. h. sie folgen sich chronologisch umgekehrt wie
in der Hs. C. Nun stehen noch zwischen „Intrantes“ und „Ibant“

1 Nicolas de Cues, 476.
 
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