Metadaten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
58

Josef Koch Cusanus-Texte: 1. Predigten 2/5.

phicum de dictis magistri aldronyui de t ho schone 11a doctoris
parisiensis.“ Die erste Predigt hat diese Einleitung: ,,Hora est iam
nos de sompno surgere etc. < Rom. 13, 11 >. Est enim aput homines
approbata consuetudo quod, quando aiiquis magnus dominus ad
civitatem eorum advenit, quod disponunt se qualiter talis dominus
dignis honoribus recipiatur. Cum igitur rex celestis, qui est uni-
versorum dominus, secundum ecclesie representacionem de pro-
pinquo in nostram provinciam sit venturus, debemus nos taliter
preparare, ut eum reverenter et honorabiliter recipere valeamus1.
Et hoc est quod monet apostolus in epistula hodierna dicens: hora
est iam nos de sompno surgere.“
Das Werk schließt mit den Worten: ,,Unde navis quiescit in
portu, peregrinus in domo propria, et propter hoc Ihesus de turba
sollicitus erat. Rogemus.“ Es folgt die Rubrik: „Explicit opus
sermonum laudabile et sollempne. Finitum feria tercia ante festum
Purificacionis. Anno domini M°CGCC.
Die Schrift stimmt keineswegs zu der Jahreszahl 1400; nach
ihr zu urteilen, muß die Hs. um die Mitte des 15. Jahrhunderts
geschrieben sein. Darum darf man wohl annehmen, daß der Rubri-
kator die Jahreszahl unvollständig hingeschrieben hat. Dazu stimmt
eine andere Reobachtung: der Kopist scheint als Vorlage eine erheb-
lich ältere Hs. gehabt zu haben. Er macht nämlich Fehler, die man
nur aus der Unkenntnis der in seiner Vorlage gegebenen Abkür-
zungen erklären kann. Gleichwohl ist die Hs. für uns besonders
wertvoll; denn sie ist der erste handschriftliche Zeuge für
die Sermones de tempore des Aldrovandinus2. Das ergibt
sich aus einem Vergleich mit den Zitaten des Cusanus.
Als Reispiel wähle ich Aldrovandins Predigt über die Epistel
vom 14. Sonntag nach Trinitas, die Cusanus am Sonntag, den
7. September 1455, verwertet hat. Während jener nur den Kampf
zwischen Geist und Fleisch behandelt, redet Nicolaus zuerst aus-
führlich über die Seele des Menschen, und zwar in philosophischer
Retrachtung. Die Ausführungen erinnern vielfach an Idiota De
mente c. 6 und 7. Mit der Wendung, daß die Definitionen, welche
die Philosophen von der Seele gegeben hätten, nicht ausreichen,
geht er zur religiösen und theologischen Retrachtung über: die Seele
1 debeamus Br.
2 Ich verwende jetzt wieder die Form des Namens, die sich bei Cusanus
findet. So entstellt der Name in Br ist, die beiden Silben Aldro und selbst
der folgende Buchstabe v (zwar zu n verderbt) sind auch hier bezeugt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften