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5. Loquimini ad petram (n. 10—12).

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haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern.“ Die
Juden sahen die Samariter als Ausgeschlossene an, weil sie Schis-
matiker waren, das heißt in vielem von ihnen Getrennte. Denn sie
nahmen vom Alten Testament nur die Fünf Bücher Moses’ an, und
deshalb aßen und tranken sie nicht bloß nicht miteinander, son-
dern tranken auch nicht aus demselben Gefäß usw. Das Weib er-
kannte Christus als Juden an einem äußeren Zeichen,welches den
Juden vom Samariter unterschied, und so wunderte sie sich über
die Übertretung, als hätte nämlich Christus, obwohl Jude, bei dieser
Bitte einen Brauch der Juden übertreten. Die Jünger kauften
Speise von den Samaritern, und Christus bat sie um einen Trank.
Daraus lernen wir, daß das Gesetz über den Verkehr mit den aus
der Kirche Ausgeschlossenen nicht verbietet, auf der Reise mit
ihnen bei unausweichlicher Notwendigkeit zu verkehren.
11. „Je sus antwortete und sprach zu ihr: Kenntest
du die Gabe Gottes und wüßtest du, wer von dir zu
trinken heischt, vielleicht hättest du ihn gebeten, und
er hätte dir lebendigesWasser gegeben.“ Es ist, als wollte
er sagen: mir ist erlaubt, zu deinem Heil mit dir zu verkehren.
Achten wir auf die Worte: „kenntest du die Gabe Gottes“. Jesus
ist uns als die größte Gabe Gottes gegeben worden; anderswo
wird der Geist Jesu, der auch der Geist des Vaters ist, Gabe ge-
nannt, und von den Menschen, die geistig sind, heißt es, daß sie
an dieser Gabe teilhaben. Jesus heißt als Gabe Gottes Gnade. Die
daher an der geistigen Gnade Jesu teilhaben, die nämlich, die aus
seiner Fülle empfangen, sind durch die geistige Gnade volF< gött-
licher) Kraft, weil sie den Glauben, die Weisheit, die Wissen-
schaft und die übrigen Tugendkräfte, die Christus sind, emp-
fangen. Wissen, wer er ist, heißt den Brunnen des lebendigen
Wassers der Barmherzigkeit kennen; wer ihn kennt, bittet und
empfängt. Wer also eine solche Kraft hat, untersteht nicht den
Bräuchen der Juden.
12. „Das Weib sagt zu ihm: Herr, du hast nicht s, wo-
mit du schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief.“
Der Heilige Geist hat dies so angeordnet, damit das Weib von dem
leiblichen Wasser allmählich zu dem geistigen geführt werde, von
dem Jesus sprach. Beachte, daß man alles Wasser mit Mühe und
Klugheit schöpfen muß; denn für jeden Menschen „ist der Brunnen
tief“. Das Weib glaubte, Jesus könne das Wasser nur wie alle
anderen erlangen, wie niemand gelehrt wird, wenn er nicht müh-
9 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1936/37. 2.Abh.
 
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