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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0018
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10

Martin Honecker:

einer hervorragenden Tätigkeit des Cusanus im Rahmen der Ver-
handlungen zu Konstantinopel erwähnt25. — Die Nachricht von
einer solchen führenden Wirksamkeit des Nicolaus von Cues tritt,
soweit feststellbar, in gedruckter Form erstmalig bei dem schon
erwähnten Jesuiten Jacob Masen auf, und zwar in einer Form,
die den Anschein erwecken könnte, als sei Nicolaus von Cues allein
in Konstantinopel tätig gewesen26. Diese Nachricht dürfte indes,
wie der Wortlaut verrät, von einem viel älteren Flugblatt beein-
flußt sein, das Joh. Uebinger aufgefunden und veröffentlicht
hat27. Es ist am 21. Oktober 1449 auf persönliche Veranlassung
des Cusanus, anläßlich seiner Erhebung zum Kardinal, in Cues an-
gefertigt worden und muß in zahlreichen Exemplaren verbreitet
worden sein28. Auf diesem Flugzettel, der eine kurze Lebens-
beschreibung des Cusanus enthält, heißt es u. a.: . . . anno 37. aetatis
suae m.issus fuit per papam Eugenium IV. ad Constantinopolim et ad-
duxit imperatorem Graecorum et patriarcham cum 28 archiepiscopis
ecclesiae orientalis . . . Allein ebensowenig, wie die Wendung mis-
sus est ausschließlich auf Nicolaus Cusanus zutrifft, kann auch das
Wort adduxit nur auf ihn bezogen werden. Der Wortlaut wird auf
jemanden zurückzuführen sein, der, selbst mit den Tatsachen wenig
vertraut, von Nicolaus Cusanus nur einige allgemeine Angaben und
Richtlinien für die Abfassung des Textes erhalten hatte.

25 Gecconi 3 I doc. 188, S. DLXVff.
26 Masen fährt an der eben zitierten Stelle mit folgenden Worten fort:
Quod (d. i. die dem Cusaner für Konstantinopel übertragene Aufgabe) eafelici-
tate praestitit, ui Joannes cum Patriarcha Josepho lectissimisque suae gentis
Episcopis ... ad Florentinum occidentis concilium adductus sit . . . (30 582).
■—Vorher hatte bereits Ciaconius eine solche Nachricht gebracht, allerdings
mit völlig irriger Bezugnahme auf Giuliano Cesarini: Legatus tnissus ad Jo-
annem Graecorum Imperatorem, apud quem tantum auctoritate et oratione oaluit,
ut eum Ferrariam, quo Concilium translatum fuerat, cum multis viris insignibus
et Patriarcha Constantinopolitano secum adduxerit (4 II 861 f.). Cesarini ist
indes niemals in Konstantinopel gewesen.
27 Joh. Uebinger, Zur Lebensgeschichte des Nikolaus Cusanus. Histo-
risches Jahrbuch 94, 1893, 549—-561; Text abgedruckt bei Marx 29a 221 f.,
291) 243 f.
28 Uebinger fand im Cueser Archiv zwei Stücke in Gestalt von losen
Blättern sowie eine Kopie als Eintrag in einem von dem Cueser Rektor
Schoenes angelegten „Repertorium“; außerdem nennt er ein weiteres Exem-
plar in der Bibliothek des Altertumsvereins zu Münster i. W. (53 551). Marx
verzeichnet drei Cueser Archivnummern: 1712, 1681G und 1693 (29a 221, 29b
243).
 
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