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Martin Honecker:
Will man gegen unsere Annahme geltend machen, daß doch
gerade derartige Bemühungen um Ankauf von Hss. eine gewisse
Sprachfertigkeit voraussetzten, so ist dagegenzuhalten, daß Nico-
laus Cusanus bei einem solchen Geschäft sehr leicht die Unter-
stützung griechisch sprechender Männer aus dem Abendlande, die
in Konstantinopel weilten oder mit der Gesandtschaft dorthin ge-
kommen waren, finden konnte. In dieser Hinsicht sei namentlich
auf Giovanni Tortelli d’Arezzo hingewiesen, der 1435 nach
Konstantinopel gegangen war, um seine griechischen Sprachkennt-
nisse zu vervollkommnen, und der zusammen mit der päpstlichen
Gesandtschaft Ende November 1437 nach Italien zurückreiste40.
Man darf annehmen, daß er in nähere Beziehungen zu den Mit-
gliedern der Gesandtschaft getreten ist, und damit auch zu Nico-
laus Cusanus41, mit dem er als Humanist das Interesse für Hand-
schriften teilte42.
umstrittene dogmatische Sentenz auch von den griechischen Kirchenvätern
vertreten worden sei. Vgl. Hefele-Leclercq 18 VII 2, 990ff.; Möhler 82
147 f. — Über andere Godd. aus Konstantinopel wird weiter unten noch zu
sprechen sein.
40 Mit dem Humanisten Giovanni Tortelli (* um 1400, f 1466) hat
sich besonders Girolamo Mancini befaßt. Er hatte zuerst gemeint, Tortelli
sei zusammen mit Nicolaus von Cues, vielleicht sogar als dessen Sekretär,
nach Konstantinopel gefahren (G. Mancini, Vita di Lorenzo Valla, Firenze
1891, S. 174). Später hat Mancini dann diese Ansicht berichtigt, indem er
feststellen konnte, daß Tortelli gemeinsam mit zwei Gefährten aus Arezzo
bereits 1435 nach Konstantinopel gereist ist (G. Mancini, Giovanni Tortelli,
cooperatore di Niccolo V nel fondare la Biblioteca Vaticana, Archivio storico
italiano 78, Heft 2, 1920, S. 173). Tortelli, der 1449 zum cubicularius papalis
ernannt wurde, war besonders bei der Gründung und Einrichtung der Vati-
kanischen Bibliothek beteiligt. Er verfaßte ferner 1449 eine später oft ge-
druckte Orthographia, in der er die Lateiner mit der Aussprache und der
Schreibweise griechischer Namen bekannt machen wollte. Vgl. über ihn auch
Pastor 85 (Personenregister, Stichwort: Tortelli); E. Carrara, Artikel „Tor-
telli“, Enciclopedia Italiana 34, 1937, 71.
41 Tortelli scheint in Konstantinopel besonders enge Beziehungen zu
Isidor von Kiew angeknüpft zu haben, der ihn in die Werke des Sophokles
einführte (Mancini 25 174). Mit demselben Isidor war aber Nicolaus Cusanus
bereits 1434/35 in Basel durch gemeinsame wissenschaftliche Interessen zu-
sammengeführt worden (s. u. S. 23 ff.).
42 Daß Tortelli sich in Konstantinopel um Hss. bemüht hat, berichtet
Mancini ausdrücklich (24 174).
Martin Honecker:
Will man gegen unsere Annahme geltend machen, daß doch
gerade derartige Bemühungen um Ankauf von Hss. eine gewisse
Sprachfertigkeit voraussetzten, so ist dagegenzuhalten, daß Nico-
laus Cusanus bei einem solchen Geschäft sehr leicht die Unter-
stützung griechisch sprechender Männer aus dem Abendlande, die
in Konstantinopel weilten oder mit der Gesandtschaft dorthin ge-
kommen waren, finden konnte. In dieser Hinsicht sei namentlich
auf Giovanni Tortelli d’Arezzo hingewiesen, der 1435 nach
Konstantinopel gegangen war, um seine griechischen Sprachkennt-
nisse zu vervollkommnen, und der zusammen mit der päpstlichen
Gesandtschaft Ende November 1437 nach Italien zurückreiste40.
Man darf annehmen, daß er in nähere Beziehungen zu den Mit-
gliedern der Gesandtschaft getreten ist, und damit auch zu Nico-
laus Cusanus41, mit dem er als Humanist das Interesse für Hand-
schriften teilte42.
umstrittene dogmatische Sentenz auch von den griechischen Kirchenvätern
vertreten worden sei. Vgl. Hefele-Leclercq 18 VII 2, 990ff.; Möhler 82
147 f. — Über andere Godd. aus Konstantinopel wird weiter unten noch zu
sprechen sein.
40 Mit dem Humanisten Giovanni Tortelli (* um 1400, f 1466) hat
sich besonders Girolamo Mancini befaßt. Er hatte zuerst gemeint, Tortelli
sei zusammen mit Nicolaus von Cues, vielleicht sogar als dessen Sekretär,
nach Konstantinopel gefahren (G. Mancini, Vita di Lorenzo Valla, Firenze
1891, S. 174). Später hat Mancini dann diese Ansicht berichtigt, indem er
feststellen konnte, daß Tortelli gemeinsam mit zwei Gefährten aus Arezzo
bereits 1435 nach Konstantinopel gereist ist (G. Mancini, Giovanni Tortelli,
cooperatore di Niccolo V nel fondare la Biblioteca Vaticana, Archivio storico
italiano 78, Heft 2, 1920, S. 173). Tortelli, der 1449 zum cubicularius papalis
ernannt wurde, war besonders bei der Gründung und Einrichtung der Vati-
kanischen Bibliothek beteiligt. Er verfaßte ferner 1449 eine später oft ge-
druckte Orthographia, in der er die Lateiner mit der Aussprache und der
Schreibweise griechischer Namen bekannt machen wollte. Vgl. über ihn auch
Pastor 85 (Personenregister, Stichwort: Tortelli); E. Carrara, Artikel „Tor-
telli“, Enciclopedia Italiana 34, 1937, 71.
41 Tortelli scheint in Konstantinopel besonders enge Beziehungen zu
Isidor von Kiew angeknüpft zu haben, der ihn in die Werke des Sophokles
einführte (Mancini 25 174). Mit demselben Isidor war aber Nicolaus Cusanus
bereits 1434/35 in Basel durch gemeinsame wissenschaftliche Interessen zu-
sammengeführt worden (s. u. S. 23 ff.).
42 Daß Tortelli sich in Konstantinopel um Hss. bemüht hat, berichtet
Mancini ausdrücklich (24 174).