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Martin Honecker:
nommen habe. Wir müssen unser Augenmerk vielmehr auf jenen
anderen Sprachgebrauch richten, der beim Verstehen des Sinnes der
fremden Sprachäußerungen und ihres wahrnehmbaren Nieder-
schlages vorliegt.
Sprachverständnis in diesem Sinne bedeutet aber in seinem
Kerne ein Satzverständnis. Das Verstehen von Sätzen wiederum
verlangt gewisse lexikalische und grammatische Kenntnisse. Was
läßt sich nun in diesen Richtungen für Nikolaus von Cues fest-
stellen ?
Grundlage für diese Untersuchung sind notwendig die Texte,
die wir von Cusanus besitzen. Halten wir uns zu solchem Zwecke
an moderne Textausgaben, so bietet die im Gang befindliche
Gusanus-Edition der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
die denkbar beste Basis für die Schriften ,,De docta ignorantia“,
„Apologia doctae ignorantiae“ und die vier Bücher des „Idiota“102.
Dazu tritt die ebenfalls von der Heidelberger Cusanus-Kommision
in Angriff genommene Edition besonderer ,,Cusanus-Texte“, die
bisher Predigten und Traktate umfaßt103. Auch der Abdruck des
von Joh. Uebinger in einer Hs. von 1496 wiederaufgefundenen
,,Tetralogus de non aliud“ ist noch verhältnismäßig jungen Da-
tums104. Für alle anderen Werke sind wir vorläufig noch auf die
nicht einwandfreien Texte der Gesamtausgaben des 16. Jahr-
hunderts angewiesen. Diese sind, wenn auch nicht ganz, so doch
annähernd vollständig; allerdings sind die Predigten nur in Ge-
stalt von Auszügen wiedergegeben („Excitationes“).
Die jüngste dieser Editionen, die Basler Ausgabe von 1565105,
bietet nun zunächst für unseren Zweck insofern recht günstige
Anhaltspunkte, als sie viele griechische Ausdrücke, die Cusanus ver-
wendet, in griechischen Lettern wiedergibt; sie sind auch in
den am Anfang dieser Ausgabe stehenden, umfangreichen Wort-
index, und zwar ebenfalls mit griechischen Schriftcharakteren, auf-
genommen. Allein diese griechischen Wortbilder dürfen nun, was
unsere Frage angeht, in ihrem Wert als Ausgangspunkte für Rück-
schlüsse auf die griechischen Kenntnisse des Cusanus nicht über-
102 Siehe Literaturverzeichnis.
103 Vgl. ebd.
104 Joh. Uebinger, Die Gotteslehre des Nikolaus Cusanus, 1888. Text
der Schrift De non aliud: S. 150—198. Die Grundlage für diese Ausgabe bildet
eine 1496 von Hartmann Schedel hergestellte Abschrift, heute Clm 24848
(Uebinger 52 140f.).
105 Besorgt von Heinrich Petri. Vgl. ob. Anm. 54.
Martin Honecker:
nommen habe. Wir müssen unser Augenmerk vielmehr auf jenen
anderen Sprachgebrauch richten, der beim Verstehen des Sinnes der
fremden Sprachäußerungen und ihres wahrnehmbaren Nieder-
schlages vorliegt.
Sprachverständnis in diesem Sinne bedeutet aber in seinem
Kerne ein Satzverständnis. Das Verstehen von Sätzen wiederum
verlangt gewisse lexikalische und grammatische Kenntnisse. Was
läßt sich nun in diesen Richtungen für Nikolaus von Cues fest-
stellen ?
Grundlage für diese Untersuchung sind notwendig die Texte,
die wir von Cusanus besitzen. Halten wir uns zu solchem Zwecke
an moderne Textausgaben, so bietet die im Gang befindliche
Gusanus-Edition der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
die denkbar beste Basis für die Schriften ,,De docta ignorantia“,
„Apologia doctae ignorantiae“ und die vier Bücher des „Idiota“102.
Dazu tritt die ebenfalls von der Heidelberger Cusanus-Kommision
in Angriff genommene Edition besonderer ,,Cusanus-Texte“, die
bisher Predigten und Traktate umfaßt103. Auch der Abdruck des
von Joh. Uebinger in einer Hs. von 1496 wiederaufgefundenen
,,Tetralogus de non aliud“ ist noch verhältnismäßig jungen Da-
tums104. Für alle anderen Werke sind wir vorläufig noch auf die
nicht einwandfreien Texte der Gesamtausgaben des 16. Jahr-
hunderts angewiesen. Diese sind, wenn auch nicht ganz, so doch
annähernd vollständig; allerdings sind die Predigten nur in Ge-
stalt von Auszügen wiedergegeben („Excitationes“).
Die jüngste dieser Editionen, die Basler Ausgabe von 1565105,
bietet nun zunächst für unseren Zweck insofern recht günstige
Anhaltspunkte, als sie viele griechische Ausdrücke, die Cusanus ver-
wendet, in griechischen Lettern wiedergibt; sie sind auch in
den am Anfang dieser Ausgabe stehenden, umfangreichen Wort-
index, und zwar ebenfalls mit griechischen Schriftcharakteren, auf-
genommen. Allein diese griechischen Wortbilder dürfen nun, was
unsere Frage angeht, in ihrem Wert als Ausgangspunkte für Rück-
schlüsse auf die griechischen Kenntnisse des Cusanus nicht über-
102 Siehe Literaturverzeichnis.
103 Vgl. ebd.
104 Joh. Uebinger, Die Gotteslehre des Nikolaus Cusanus, 1888. Text
der Schrift De non aliud: S. 150—198. Die Grundlage für diese Ausgabe bildet
eine 1496 von Hartmann Schedel hergestellte Abschrift, heute Clm 24848
(Uebinger 52 140f.).
105 Besorgt von Heinrich Petri. Vgl. ob. Anm. 54.