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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0055
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Cusanus-Studien: II. Nikolaus von Cues und die griechische Sprache. 47

laus Cusanus selbst sich an jenen Stellen der griechischen Schrift
bedient hat.
Was nun aber die lateinischen Transskriptionen der von
Cusanus verwendeten griechischen Ausdrücke angeht, so wird bei
der Durchsicht unseres Materials auffallen, daß in den Hss. — nur
diese kommen für unsere Frage in Betracht ·—- bei einigen griechi-
schen Wörtern, deren vokalischer Anlaut aspiriert ist, diese Aspi-
ration weggefallen ist: agios (Nr. 36) und yle135 (Nr. 22); aber ypo-
stasis neben hypostasis (Nr. 16). An dem letztgenannten Beispiel
sowie daran, daß Nicolaus Cusanus in C 186 120r zweimal an den
Rand autypostaton schreibt, obwohl der daneben stehende lateini-
sche Proklos-Text die Form authypostaton bietet, ersehen wir, daß
der Cusaner auf die Beachtung der Aspiration wenig Wert legte.
Der Unterschied zwischen aspirierten und nichtaspirierten Anlaut-
vokalen des Griechischen war augenscheinlich damals bei den des
Griechischen kundigen Lateinern weithin nicht mehr beachtet wor-
den; denn Giov. Tortelli gibt sich in seiner Orthographia (1449)
Mühe, durch eigenartige Regeln, die er aufstellt, auf diesen Unter-
schied aufmerksam zu machen.
Sonstige auffällige Formen der Transskription sind von gerin-
gerer Bedeutung: so tetragramaton (Nr. 2); ferner ydeota (Nr. 9),
cahos (Nr. 10), endelecheia (Nr. 19) und athomus (Nr. 23) -— Formen,
die im Mittelalter bereits vielfach anzutreffen sind. Allerdings hätte
ein guter Kenner des Griechischen sie verbessern können.
6.
Satz Verständnis.
Nach dem bisher Gesagten wird man mit Recht darauf ge-
spannt sein, zu erfahren, wie es um die bei Nicolaus Cusanus auf-
tretenden Satzzitate und deren Deutung steht. Sie sind nicht
gerade zahlreich; denn es sind — soweit der Verf. feststellen
konnte136 — ihrer nur zwei. Allein was ihnen an Zahl mangelt,
ersetzen sie vollauf durch ihre Beweiskraft. Beide finden sich in
der bereits mehrfach herangezogenen Predigt ,,In principio erat
Verbum“ (Trier 1443 ?). Wir bringen im folgenden die beiden
Stellen so, daß wir dem Wortlaut der zitierten Quelle jeweils jene
135 Die Form hyle tritt nur in einer jüngeren Abschrift auf.
136 Man wird allerdings bedenken müssen, daß in den gedruckten Exci-
tationes die Predigttexte nur in Auswahl und in Auszügen enthalten sind.
 
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