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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0063
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Cusanus-Studien: II. Nikolaus von Gues und die griechische Sprache. 55
stantinopel mitgebracht haben152, und sie werden ihm dadurch
verlorengegangen sein, daß er sie für die Verhandlungen in Ferrara
und Florenz zur Verfügung gestellt hatte153.
Von diesen drei Werken sind aber die zuletzt genannten grie-
chischen Konzilsakten für uns von Interesse, weil eine Äußerung
darüber vorliegt, die im Sinne eines Beweises für griechische Sprach-
kenntnisse des Cusaners gedeutet werden könnte. Wir wissen näm-
lich von dieser Hs. durch einen Brief des Kardinals Giuliano Cesa-
rini an Ambrogio Traversari (datiert aus Ferrara vom 17. Okt.
1438). Darin bittet Giuliano Gesarini den Empfänger, der mit seiner
vorzüglichen Kenntnis des Griechischen dem Konzil wertvolle
Dienste leistete, aber für kurze Zeit Urlaub genommen hatte,
schleunigst zurückzukehren und in den Kommissionsverhandlungen
über das strittige Filioque mitzuwirken. In diesem Zusammen-
hänge sagt er dann: Memini quod inter libros Domini Nicolai de
Cusa erat unum Volumen in graeco, ubi erat VI., VII., VIII. Con-
cilium . . ., und nach einer Bemerkung über die etwas unklaren
Eigentumsverhältnisse und Geschicke dieser Hs. heißt es schließ-
lich : Scio me audisse ab ipso Domino Nicolao et vidisse propriis oculis,
quod in illo libro, ut mihi videretur, erat ista adiectio ,,Filioqueu ab-
rasa, sed non tarnen subtiliter, quin viderentur vestigia huius dictionis
in graeco. Te credo etiam vidisse154.
Aus dieser Stelle könnte man herauslesen wollen, daß Nikolaus
von Gues hier in einem größeren griechischen Text eine ganz be-
stimmte Stelle gesucht und auch gefunden und dabei trotz der
Basur den getilgten griechischen Ausdruck erkannt habe; und man
könnte sagen, daß dazu doch eine nicht geringe Sprachkenntnis
152 Vansteenberghe (57 24) meint, Nikolaus von Cues habe auf dem
Athos Nachforschungen nach Hss. angestellt. Darüber läßt sich jedoch nichts
nachweisen. Auch dürfte der Aufenthalt des Cusanus im Osten zu kurz ge-
wesen sein, als daß noch ein Abstecher dorthin hätte stattfinden können.
Jedenfalls würde er bei den Mönchen vom Athos kein Entgegenkommen ge-
funden haben, da diese sogar die Herausgabe von Hss. für die griechischen
Theologen, die zum Unionskonzil reisten, verweigerten (Syropulos 47 III 7,
S. 51; Möhler 32 I 90f.). — Marx glaubt noch von den Codd. Cus. 18, 47
und 48 annehmen zu dürfen, sie seien aus Konstantinopel mitgebracht (29a 152,
29b 25). Mit größerer Wahrscheinlichkeit dürften wir dies aber von einem
griechischen Proklostext annehmen, der dem Ambrogio Traversari zum
Übersetzen anvertraut wurde (vgl. Vansteenberghe 57 30, A. 2).
153 So auch Vansteenberghe (57 24).
154 Ambrogio Traversari 48, Buch 25, Brief 5 (Nr. 848), Bd.II,

S. 976.
 
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