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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0065
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Cusanus-Studien: II. Nikolaus von Cues und die griechische Sprache. 57
hatte158. Und daß er diese Übersetzungen eifrig studiert hat, be-
zeugen die vielen Randbemerkungen, die er in den lateinisch über-
setzten Schriften seiner griechischen Lieblingsautoren angebracht
und die er in seinen eigenen Schriften auch vielfach verwertet hat159.
Allein es läßt sich in seinen Werken, soweit bislang festgestellt wer-
den konnte, keine Stelle nachweisen, für die mit Notwendigkeit
angenommen werden müßte, daß sie sich auf einen griechischen
Urtext stützte. Die einzigen Ausnahmen stellen die oben erwähnten
Zitate dar, die aber gerade nicht für ein verständnisvolles Studium
griechischer Vorlagen Zeugnis ablegen.
Dazu kommt, daß Nikolaus von Cues sich für seine eigenen
Studienzwecke weniger um die Beschaffung griechischer Hss. als
vielmehr um die Besorgung von Übersetzungen bemüht, ja auch
für die Herstellung neuer Übertragungen, wie Giovanni Andrea
dei Bussi bezeugt, Schritte getan hat160. Es ist auch ersichtlich,
daß seine Freunde glaubten, ihm einen besonderen Gefallen zu er-
weisen, wenn sie ihm lateinische Übersetzungen griechischer Auto-
ren verschafften. So fertigte Pietro Balbo, um dem Cusanus
einen besonderen Dienst zu erweisen, für ihn eigens die (oben be-
reits genannte) Übertragung der Disciplinarum Platonis epitome des
Albinos an161. Hätte Pietro Balbo in Nikolaus von Cues einen
158 Aus dem früheren Bestand seiner Bibliothek sind heute noch in Cues,
London und Leyden zusammen über 70 verschiedene Werke dieser Art vor-
handen.
159 ygi_ z. B. Klibansky 21 27.
160 Giovanni Andrea dei Bussi teilt mit (Text im Anhang, S. 72,
Z. 69—71), daß der Cusaner den platonischen Parmenides (oder des Proklos
Kommentar dazu?) sowie die Theologia platonica des Proklos habe über-
setzen lassen. Mit der ersten Nachricht wird wohl eine Stelle in Bessarions
Schrift In calumniatorem Platonis (B. IV, c. 17 im griechischen, c. 16 im
lateinischen Text) in Verbindung zu bringen sein, an der Bessarion behauptet,
Georgios Trapezuntios habe dem Cusanus eine Übersetzung des plato-
nischen Parmenides geliefert (Möhler 32 II, S. 624, Z. 31 ff. bzw. S. 627,
Z. 11 ff.); diese scheint indes nicht mehr nachweisbar zu sein. Bei der zweiten
Angabe handelt es sich um die von Pietro Balbo hergestellte Übertragung,
die in dem von Nicolaus Cusanus mit Randbemerkungen versehenen Cod.
Cus. 185 (wie auch im Cod. TIarl. 3262) noch vorliegt; vgl. Klibansky 21 26,
Anm. 2. Ursprünglich hatte Ambrogio Traversari diese Übersetzung
liefern sollen (vgl. ob. Anm. 152).
161 Sie wurde, nebst dem Widmungsbrief des Pietro Balbo, in die
von Giovanni Andrea dei Bussi 1469 veranstaltete Apuleius-Ausgabe
aufgenommen. Die Widmung des Pietro Balbo druckte Uebinger (52 143)
ab; vorher schon Joa. Bapt. Paschalius (Bibliotheca Smithiana, Venedig
1755, S. LXXIX), jedoch mit irriger Zuweisung an Bessarion.
 
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