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Honecker, Martin; Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1937/38, 2. Abhandlung): Nikolaus von Cues und die griechische Sprache — Heidelberg, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.41994#0072
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Martin Honecker:

platonica im Cod. Cus. 185 (von Pietro Balbo übersetzt) sowie die
Elementatio theologica im Cod. Cus. 195 (f° 34v—66v; Übertragung
des Wilhelm von Moerbeke). Alle diese Proklostexte sind nun von
Nicolaus Cusanus überaus fleißig benutzt und mit zahlreichen Rand-
bemerkungen versehen worden, so daß sich daraus ein ganz beson-
deres Interesse des Cusaners für diesen Autor ersehen läßt. Daß
er schon in frühen Jahren mit ihm in Berührung gekommen ist,
beweisen die Straßburger Exzerpte aus der Platonischen Theologie
und dem Parmenideskommentar. Es war daher ganz unvermeid-
lich, daß er gerade von dieser Seite einen starken und nachhaltigen
Einfluß erfuhr. Diese aus dem Neuplatonismus kommende Ein-
wirkung erfuhr noch eine Steigerung durch die Beschäftigung mit
Pseudo-Dionys, dessen Werke mehrfach in der cusanischen
Bücherei vertreten sind (Codd. Cus. 43—45)177; auch der Liber de
causis, den Nikolaus von Cues im Kommentar des Thomas von
Aquin besaß (Cod. Cus. 195, f° lr—34v) und den er ebenfalls eifrig
durchstudiert hat, war geeignet, ihm neuplatonische Gedanken zu
vermitteln178.
Als zur Platondoxographie gehörig sei auch die Epitome des
Albinos in der Übertragung des Pietro Balbo hier noch einmal
erwähnt, die allerdings im cusanischen Bücherbestand nicht mehr
nachweisbar ist.
Zahlreiche Äußerungen des Nikolaus Cusanus verraten nun,
daß ihm platonische und neuplatonische Lehren eine einzige Ge-
samtrichtung bedeuteten, deren Träger er, wie es auch im Mittel-
alter geschah, kurzweg als Platonici zusammenfaßte. Er machte
also zwischen Platonismus und Plotinismus keinen grundlegenden
Unterschied. Nach der Seite Platons hin bedeutete das aber, daß
ihm Platon im wesentlichen im Lichte der neuplatonischen Tradi-
tion und der neuplatonischen Auslegung erschien179.
177 Dahin gehören auch die schon erwähnten Dionys-Kommentare des Al-
bertus Magnus in Cod. Cus. 96, der ebenfalls starke Benutzungsspuren aufweist.
178 Klibansky 21 29, Anm. 1.
179 Selbst Marsiglio Ficino, der doch als Übersetzer aller platonischen
Werke und der Enneaden des Plotin hätte imstande sein sollen, platonisches
und plotinisches Geistesgut zu unterscheiden, vermag die beiden Richtungen
nicht auseinanderzuhalten. Man lese z. B. den Anfang seiner Exhortatio ad
auditores et legenles Plotinum, mit der er seine Plotinübersetzung einleitete:
Principio vos omnes admoneo qui divinum audituri Plotinum huc acceditis, ut
Platonem ipsum sub Plotini persona loquentem vos audituri existimetis (zitiert
nach Josiah Botfield, Praefationes et epistolae editionibus principibus
auctorum veterum praepositae, Cantabrigiae 1861, S. 600).
 
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