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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 3. Abhandlung): Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42019#0028
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28

Gustav Hölscher:

nung, daß das Auftreten des Täufers und dasjenige Jesu schnell
aufeinander folgten. Die Hinrichtung des Täufers durch den Tetrar-
chen Herodes wäre demnach nur kurze Zeit vor die Kreuzigung
Jesu durch Pilatus zu setzen, die Ostern 27 stattfand. Die evan-
gelische Überlieferung verknüpft die Hinrichtung des Täufers mit
dem Ehebruch des Herodes Antipas und der Ilerodias. Dieser
Ehebruch fällt nach Josephus (ant. XVIII 111) in die Zeit der
Romreise des Tetrarchen, die bis 26 n. Chr. stattgefunden haben
muß, da Tiberius in diesem Jahre Rom für immer verlassen hat1.
Der Versuch, den Tod Johannes des Täufers auf Grund von
Joseph, ant. XVIII 116—119 wesentlich später zu datieren2, ist
nicht berechtigt. Hier wird im Anschluß an die Niederlage, die
der Tetrarch Herodes im Jahre 36 durch den Araberkönig Aretas
von Petra erlitt, erzählt:
„Manche unter den Juden meinten, vernichtet worden sei das
Heer des Herodes von Gott, der ihn in sehr gerechter Weise ge-
straft habe als Sühne für Johannes, den sogenannten Täufer;
diesen nämlich tötete Herodes, einen guten Mann, der die Juden
aufforderte, der Tugend sich befleißigend und gegeneinander Ge-
rechtigkeit und gegen Gott Frömmigkeit übend, zum Zweck der
Taufe zusammenzukommen; denn so werde auch die Taufe ihm
genehm erscheinen, wenn man sie nicht zur Abbitte irgendwelcher
Verfehlungen anwende, sondern zur Heiligung des Leibes, sintemal
ja die Seele durch Gerechtigkeit schon vorher völlig gereinigt wor-
den sei. Und als nun die Menschen sich zusammendrängten —
denn sie erfreuten sich aufs höchste am Anhören der Worte —
und weil Herodes fürchtete, daß die Wirkung seiner Überredung
auf die Menschen zu irgendeinem Abfall führen könnte ·— denn
alles, schien es, würden sie auf seinen Rat hin ausführen —, so
hielt er es für weit besser, ehe eine Neuerung daraus entstünde,
dem zuvorzukommen und ihn zu beseitigen, als nach geschehenem
Umsturz in Schwierigkeiten zu geraten und bereuen zu müssen.
So wurde er infolge des Argwohns des Herodes gefangen in die
vorerwähnte Festung Machärus geschickt und dort getötet. Die
Juden aber waren der Meinung, als Rache für jenen sei die Ver-
nichtung über das Heer gekommen, indem Gott dem Herodes
Übles antun wollte.“
1 W. Otto, a.a.0., Sp. 182.
2 Keim, Geschichte Jesu von Nazara I 621 ff., III 484ff.: ins Jahr 34;
weitere Literatur vgl. bei Schürer, I 443—445.
 
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