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Nikolaus [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 1. Abhandlung): Untersuchungen über Datierung, Form, Sprache und Quellen: kritisches Verzeichnis sämtlicher Predigten — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42026#0016
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Josef Koch, Cusanus-Texte: I. Predigten, 7.

den Rückschluß ziehen, daß dieser Stil auch bei Pr. 2 und 13, die
in Koblenz gehalten wurden, zur Anwendung kommt. Der Nati-
vitätsstil begegnet uns in den Trierer Pr. 16 und 17 sowie in
der Kölner Pr. 106. Cu sanus verwendet ihn dann ganz regelmäßig*
in Brixen (Pr. 132 und 133; 161 und 162; 210 und 211; 255 und 256).
Für die Datierung innerhalb eines Jahres ist zunächst
die bekannte Unterscheidung ,, Sermones de tempore“ und ,,Ser-
mones de sanctis“ maßgebend. Die Predigten der ersten Gruppe
betreffen den Weihnachts- und Osterfestkreis und die Sonntage
nach Dreifaltigkeit (bzw. Pfingsten), die der zweiten Gruppe
Heiligenfeste, die ihr bestimmtes Datum haben. Mit Hilfe des
Handbuches von Grotefend oder seines Taschenbuches1 kann
man den großem Teil der ersten Gruppe leicht datieren. Soweit
sich bei den Heiligenfesten Schwierigkeiten ergeben, da die Daten
einzelner Feste in den deutschen Diözesen variieren, bieten Grote-
fends Festkalender im zweiten Teil seines Handbuches eine zu-
verlässige Hilfe. Die einzige wirkliche Schwierigkeit bereiten, wie
schon gesagt, die Sonntage nach dem Osterfestkreis. Nirgendwo
finden wir die erwünschte Angabe: ,,dominica . . . post Pente-
costes“ oder ,,post Trinitatis“, sondern nur: ,,dominica sexta“ usw.
oder: ,,dominica in qua festum Petri et Pauli“ oder: ,,dominica
post Luce“ usw. In den beiden zuletzt angeführten Beispielen ist
das Datum leicht feststellbar, es fehlt aber die Angabe, um welchen
Sonntag es sich handelt; bei dem andern muß man zuerst wissen,
wonach ,,sexta“ berechnet ist, um dann das Datum einsetzen zu
können. Dabei bin ich zunächst von der Tatsache ausgegangen, daß
man in Deutschland im 15. Jahrhundert gewöhnlich die Sonntage
nach Trinitatis berechnete; in Grotefends Kalendern findet man
denn auch stets diese Zählung. Die Vermutung bestand also, daß
Cusanus ebenso rechnete. Nun zeigte sich sehr bald, daß die von
ihm während der Brixener Zeit in den Sonntagspredigten (Pr. 127,
184—193, 198, 201, 232, 236, 239, 241, 244, 246, 249) erklärten
Episteln und Evangelien diese Rechnung voraussetzen, während
man bei dem Versuch, die Sonntage nach Pfingsten zu berechnen,
in Schwierigkeiten gerät. Dieses Ergebnis wurde nun durch ein-
zelne Beobachtungen bestätigt. Am wichtigsten ist wohl in dieser
Hinsicht Pr. 185. Vansteenrerghe kam bei ihr durch seine Be-
1 H. Grotefend, Zeitrechnung des deutschen Mittelalters, 2 Bände,
Hannover 1892; derselbe, Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen
Mittelalters und der Neuzeit, 7. Auf!., Hannover 1935.
 
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