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Nikolaus [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 1. Abhandlung): Untersuchungen über Datierung, Form, Sprache und Quellen: kritisches Verzeichnis sämtlicher Predigten — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42026#0022
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Josef Koch, Gusanus-Texte: I. Predigten, 7.

der Vorbereitung von zwei verschiedenen Predigten dienten. Auch
in Mainz scheint Gusanus Ende 1444 an mehreren Tagen zweimal
gepredigt zu haben, wie die Entwürfe 33 und 34 (Weihnachtsfest),
35 und 36 (Stephanstag) zeigen. Vielleicht gilt dasselbe auch für
38, 1 und 2 (1. Januar 1445). Ganz sicher hat Gusanus am Jo-
hannestag (24. Juni) 1446 in Mainz zweimal gepredigt; bei der
ersten Predigt (59) ist die Kirche St. Johann angegeben. Die zweite
Predigt (60), die ohne Zweifel die eigentliche Festpredigt war, fand
vermutlich im Dom statt1. Wo wir sonst zwei Entwürfe haben,
muß man wohl zunächst, wenn nicht konkrete Gründe für eine
andere Deutung vorhanden sind, annehmen, daß beide der Vor-
bereitung derselben Predigt dienten.
II. Die Formen der Predigten
E. Hoffmann hat bei der Herausgabe der Pr. 16 „Dies sancti-
ficatus“ deren unliterarischen Charakter betont2. Ich habe das
meinerseits bezüglich der großem Mehrzahl der Predigten unter-
strichen3. M. Billinger glaubte nun daraufhin die Gollatie als
den Typus der cusanischen Predigt bezeichnen zu können, nicht
den Sermo4. Da das ein erheblicher Irrtum ist und die Gefahr
besteht, daß er von andern übernommen wird, ist es notwendig,
die verschiedenen Formen der Predigten zu kennzeichnen.
Zunächst: was bedeutet hier unliterarisch? Man kann
nicht genug betonen, daß es sich um Predigt entwürfe handelt,
die zunächst nur für den Prediger bestimmt waren, nicht für die
Öffentlichkeit. Auch als der Kardinal seine Entwürfe in den beiden
Prachthandschriften Vt und V2 vereinigen ließ, dachte er nicht
daran, sie etwa drucken zu lassen. Vielmehr lag ihm daran, daß
diese Früchte seiner Meditation nicht verloren gingen. Selbst-
en S]^ (f. 311 r) wird bei Pr. 31 (de s. Martino) ausdrücklich der Dom
als Ort angegeben: ,,In Ecclesia Maiori Maguntinum ad populum Sermo-
cinatus . . .“ Diese Angabe wird freilich dadurch entwertet, daß in derselben
Hs. (f. 331 r) ,,De quaerendo Deum“ auch als Predigt am Epiphaniefest 1445
in den Mainzer Dom verlegt wird. Richtig ist wohl daran, daß die Epiphanie-
predigt (Pr. 39), die den Anlaß zur Abfassung jener Schrift gab, im Dom
gehalten wurde.
2 Vgl. Pred. 1, S. 3f.
3 Vgl. Pred. 2/5, S. 34 Anm. 4.
4 M. Billinger, Das Philosophische in den Excitationen des Nicolaus
von Cues (Heidelberger Beiträge zur Philosophie, Heft 32), Heidelberg 1937,
S. 17.
 
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