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Josef Koch, Cusanus-Texte: I. Predigten, 7.
Eckharts ,,Reden der Unterscheidung“ sind solche Collationes1.
Die Brüder vom gemeinsamen Leben bevorzugten nun diese Art
der religiösen Unterweisung auch in ihren Predigten und nannten
diese dementsprechend collationes2. Diesem Gebrauch folgend hielt
Cusanus im Haus der Fraterherren in Deventer (15. August 1451)
und im Schwesternhaus der Windesheimer Kongregation in Diepen-
veen (in der folgenden Woche) eine Collatio, während er in Windes-
heim selbst (22. August) einen Sermo hielt3. Von der ersten Col-
latio haben wir einen Entwurf (Pr. 93); er unterscheidet sich aber
nicht wesentlich von den übrigen Entwürfen der Legationsreise.
Auch’ im Kloster der regulierten Chorherren vor dem St. Janstor
von Haarlem hielt der Legat am 12. September eine Collatio
(Pr. 94a), der am nächsten Tag ein Sermo (Pr. 95) in der Stadt-
pfarrkirche folgte.
Trotz mancherlei Verschiedenheit dürfte zu dieser Art der
Collatio auch Pr. 3 gehören, welche Cusanus aller Wahrscheinlich-
keit nach vor den Kanonikern von St. Florin in Koblenz am Grün-
donnerstag (17. April) 1432 gehalten hat. Er selbst bezeichnet
Pr. 3 in einem Rückverweis als Collatio, in einem andern, freilich
als Sermo4. Dabei ist aber sehr zu beachten, daß er selbst in der
Einleitung betont, er wolle auf den Purpur der Beredsamkeit ver-
zichten, alle Zitate beiseite lassen und ganz einfach sprechen, um
mit seiner Betrachtung die Herzen der Mitbrüder zu entflammen.
Hier haben wir also die wesentlichen Elemente der Collatio. Gleich-
wohl ist Pr. 3 sehr genau disponiert, und ihre Länge steht der eines
Sermo nicht nach.
Collatio bedeutete dann aber auch eine Ansprache bei einer
1 Vgl. die Überschrift in der Ausgabe von E. Diederichs, S. 5: ,,Das
sind die rede, die . . . bruder eckhartt predierordens mit solchen hindern
geredtt haud, ... da sie sassen in colaczionibus mit einander.“ Thomas
Waleys berührt diese Art der religiösen Unterweisung auch kurz in De modo
componendi sermones c. 8 (hrsg. von Tn.-M. Charland, a.a.O., S. 379):
„Non enim loquor de brevibus collationibus, in quibus, facta divisione
thematis, adducuntur auctoritates duae vel tres cum modica earum pertracta-
tione; et statim est finis.“
2 Vgl. Johannes Veghe, ein deutscher Prediger des 15. Jahrhunderts,
hrsg. von Fr. Jostes, 1883, n. 1: „Hijr beghint eyne collacie van der ver-
risenysse unses heren . . .“ Ebenso bei den übrigen Predigten. Vgl. dazu
Einleitung S. XXXIV.
3 Vgl. im Verzeichnis Pr. 93 a und b.
4 Vgl. unten S. 49 Anm. 2.
Josef Koch, Cusanus-Texte: I. Predigten, 7.
Eckharts ,,Reden der Unterscheidung“ sind solche Collationes1.
Die Brüder vom gemeinsamen Leben bevorzugten nun diese Art
der religiösen Unterweisung auch in ihren Predigten und nannten
diese dementsprechend collationes2. Diesem Gebrauch folgend hielt
Cusanus im Haus der Fraterherren in Deventer (15. August 1451)
und im Schwesternhaus der Windesheimer Kongregation in Diepen-
veen (in der folgenden Woche) eine Collatio, während er in Windes-
heim selbst (22. August) einen Sermo hielt3. Von der ersten Col-
latio haben wir einen Entwurf (Pr. 93); er unterscheidet sich aber
nicht wesentlich von den übrigen Entwürfen der Legationsreise.
Auch’ im Kloster der regulierten Chorherren vor dem St. Janstor
von Haarlem hielt der Legat am 12. September eine Collatio
(Pr. 94a), der am nächsten Tag ein Sermo (Pr. 95) in der Stadt-
pfarrkirche folgte.
Trotz mancherlei Verschiedenheit dürfte zu dieser Art der
Collatio auch Pr. 3 gehören, welche Cusanus aller Wahrscheinlich-
keit nach vor den Kanonikern von St. Florin in Koblenz am Grün-
donnerstag (17. April) 1432 gehalten hat. Er selbst bezeichnet
Pr. 3 in einem Rückverweis als Collatio, in einem andern, freilich
als Sermo4. Dabei ist aber sehr zu beachten, daß er selbst in der
Einleitung betont, er wolle auf den Purpur der Beredsamkeit ver-
zichten, alle Zitate beiseite lassen und ganz einfach sprechen, um
mit seiner Betrachtung die Herzen der Mitbrüder zu entflammen.
Hier haben wir also die wesentlichen Elemente der Collatio. Gleich-
wohl ist Pr. 3 sehr genau disponiert, und ihre Länge steht der eines
Sermo nicht nach.
Collatio bedeutete dann aber auch eine Ansprache bei einer
1 Vgl. die Überschrift in der Ausgabe von E. Diederichs, S. 5: ,,Das
sind die rede, die . . . bruder eckhartt predierordens mit solchen hindern
geredtt haud, ... da sie sassen in colaczionibus mit einander.“ Thomas
Waleys berührt diese Art der religiösen Unterweisung auch kurz in De modo
componendi sermones c. 8 (hrsg. von Tn.-M. Charland, a.a.O., S. 379):
„Non enim loquor de brevibus collationibus, in quibus, facta divisione
thematis, adducuntur auctoritates duae vel tres cum modica earum pertracta-
tione; et statim est finis.“
2 Vgl. Johannes Veghe, ein deutscher Prediger des 15. Jahrhunderts,
hrsg. von Fr. Jostes, 1883, n. 1: „Hijr beghint eyne collacie van der ver-
risenysse unses heren . . .“ Ebenso bei den übrigen Predigten. Vgl. dazu
Einleitung S. XXXIV.
3 Vgl. im Verzeichnis Pr. 93 a und b.
4 Vgl. unten S. 49 Anm. 2.