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Nikolaus [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 1. Abhandlung): Untersuchungen über Datierung, Form, Sprache und Quellen: kritisches Verzeichnis sämtlicher Predigten — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42026#0035
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Erstes Hauptstück: Untersuchungen, III. Die Sprache der Predigten.

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Pr. 71, zweitens durch eine gelegentliche Bemerkung des Kar-
dinals selbst. In Pr. 265, 2 (V2 223rb) weist er mit folgenden
Worten auf Pr. 112 zurück: ,,Satis alias, dum hoc ewangelium
vulgarizarem in legacione . . .“, d. h. als ich das Evangelium
(von Septuagesima) auf der Legationsreise in der Volkssprache
au siegte. Eine weitere Bestätigung bietet die Antwort des Le-
gaten, als er eingeladen wurde, nach Lüttich zu kommen: „res-
pondit se dubitare an potestas legationis suae se extenderet usque
ad Leodium, quia esset alterius linguae“. Die Lütticher Geist-
lichkeit, die seine Strenge fürchtete, griff dieses Bedenken gern
auf. Nach Einsichtnahme in die Bulle erklärten die Herren, sie
wollten ihn gern als Kardinal und Mitbruder anhören, aber nicht
als Legaten, ,,quia non essent Alemanni, sicut dicebat bulla ipsius,
sed Gallici sive Germani“1. Soweit er nun auf burgundischem
Boden wirkte, blieb er im flämischen Sprachbereich (Hasselt, Ton-
geren, Löwen und Brüssel), wo er als Moselfranke sich wahrschein-
lich leichter verständlich machen konnte als später in Tirol.
Eine letzte Bestätigung haben wir endlich in einer Beschwerde
der Mendikanten-Orden gegen den Legaten wegen der gegen sie
gerichteten Äußerungen2. Im ersten Punkt heißt es, daß er in
Köln in einer von ihm einberufenen Versammlung der Prälaten
aller Kollegien, der Batsherren und sonstiger maßgebender Leute
der Stadt in deutscher Sprache (materna ligwa illius patrie) die
Mendikanten vielfach verleumdet habe. Bediente sich der Legat
bei dieser höchst offiziellen Erklärung seiner Muttersprache, dann
ganz gewiß in seinen ans Volk gerichteten Predigten.
Steht es nun einwandfrei fest, daß Cu sanus auf der Legations-
reise deutsch gepredigt hat, so hat er es auch sonst getan. Andern-
falls würden wir in seinen Entwürfen zweifellos Bemerkungen fin-
den, daß er jetzt anders als früher sprechen müsse. Warum war
er aber nach Deutschland geschickt worden ? Nicht nur, weil er
deutscher Kardinal war3 4, sondern auch, weil er bereits einen großen
Ruf als Kanzelredner besaß1. So ergibt sich auch von hier aus nocli-
1 Vgl. Chronique d’Adrien d’Oudenbosch, neu hrsg. von C. de Borman.
Liege 1902, S. 32 Anm. (a) und 34.
2 Ich werde dieses interessante Schriftstück, das auch einen bisher un-
bekannten Brief des Legaten enthält, demnächst in einem SB. zusammen mit
andern ungedruckten Briefen des Cusanus herausgeben.
3 Vgl. die ersten Zeilen der Cusanus-Tafel in Hildesheim, Pred. 6, S. 284.
4 Vgl. die bekannte Äußerung des Exeas Silvius Piccolomini in
seinem Brief an Cusanus vom 21. Juli 1453 (Der Briefwechsel des E. S. P.,
 
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